Sieben neue Produktionen im Musiktheater, dazu als Wiederaufnahme „La Traviata“, 16 neue Produktionen im Schauspiel verteilt auf die drei Bühnen des Hauses, dazu vier Wiederaufnahmen. Das Programm kann sich sehen lassen, das Michael Schmitz-Aufterbeck mit seinem Team zusammen gestellt hat. Auf ein Spielzeit-Motto wird dabei verzichtet, obwohl es doch einen Schwerpunkt gibt.
"Es gibt ein Spielzeitthema, das unter dem Begriff 'Macht' kreist. Ich würde noch 'Familie' dazu nehmen, als eine Art Grundkeimzelle, die sich in den größeren Zusammenhängen spiegelt", sagt Schmitz-Aufterbeck.
Und diese Familienkatastrophen sind im Musiktheater besonders präsent. Nach Verdis „Macht des Schicksals“ steht Gounods „Roméo et Juliette“ auf dem Programm, Mozarts „Cosi fan tutte“, Händels „Il Trionfo del tempo e del Disignano“, Offenbachs „Grande Duchesse de Gerolstein“ sowie Leonard Bernsteins „Trouble in Tahiti“ und Hans Werner Henzes „Elegie für junge Liebenden“.
Gerade zu Beginn der Spielzeit, im Herbst und Winter, wird der neue Generalmusikdirektor Christopher Ward gleich mehrere Opern-Produktionen dirigieren. Er möchte wohl seine Duftmarken setzen, sich dem Publikum vorstellen. Dies gilt natürlich auch für die verschiedenen Konzertreihen. Neben den traditionellen acht Sinfonie-Konzerten, die jeweils zwei Mal im Eurogress gegeben werden, wird Ward auch eine neue Reihe im ehemaligen Straßenbahndepot lancieren.
Dies wird eine andere Form des Konzertes sein, bei dem auch der Austausch mit dem Publikum erwünscht ist. Ward legt Wert auf einen ausgewogenen Mix von bekanntem Repertoire und Entdeckungen. Besondere Aufmerksamkeit erfährt der deutsche Komponist Jörg Widmann, der in mehreren Programmen auftaucht. Ward und Widmann kennen und schätzen sich. "Jörg ist ein Freund von mir, wir kennen uns aus meiner Münchener Zeit. Seine Kompositionen sind so reizend, so verschieden anders, so spannend", sagt Ward.
Im Schauspiel reicht das Angebot von Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ über Kafkas „Verwandlung“ und Büchners „Lenz“ bis zu Elfriede Jelineks „Am Königsweg“. Auch zwei Familienstücke werden gespielt, für die ganz Kleinen ab vier Jahren ein Puppenspiel nach Andersens Märchen vom „Hässlichen Entlein“ und für Kinder ab acht „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff.
Michael Schmitz-Aufterbeck sieht bei allen Sorgen um die Finanzsituation, die er selber als nicht einfach bezeichnet, eher optimistisch in die Zukunft: "Wir sind strukturell wie viele Theater etwas unterfinanziert und haben mit der Stadt eine Zielvereinbarung beschlossen, die uns einen höheren Eigenanteil abfordert. Das ist so ohne Weiteres nicht zu erreichen. Jetzt kommen aber aus dem Land NRW sehr großzügige neue Mittel. Das ist unvergleichbar mit dem, was in all den letzten Jahren geschehen ist. Wir denken, dass wir die größten Probleme damit auffangen können."
Nach sechs Jahren wird das Theater Aachen trotzdem die Preise erhöhen. Außerdem wird derzeit eifrig an einem neuen Abo-System gearbeitet.
Hans Reul