Wenn sich einer Müsli-Man nennen darf, dann ist das Maximilian Oskar Bircher-Benner, am 22. August 1867 im Städtchen Aarau, in der Nähe von Zürich geboren. Der Arzt hat sich intensiv mit gesunder Ernährung beschäftigt und gilt als Pionier der Vollwertkost. Ganz klar, dass auch Friederike Heinrichs seinen Namen kennt. Sie betreibt in der Kölner Innenstadt eine Müslibar. "Also ich weiß, er ist Schweizer und er ist Vorreiter für die Rohkostküche."
Maximilian Oskar Bircher studierte nach dem Abitur Medizin und eröffnete 1891 eine Arztpraxis in Zürich. Dass er sich schon während des Studiums für Naturheilkunde und Ernährungswissenschaft interessiert hatte, half ihm, als ihn eine magenkranke Frau aufsuchte. Um ihr zu helfen, verordnete er ihr eine Rohkostdiät, zu der auch ein Müsli gehörte, dessen Rezeptur er selbst erfunden hatte. "Haferflocken mit Wasser und Kondensmilch angesetzt, ein geriebener Apfel, Zitrone und dann kommen noch Nüsse drüber", erklärt Friederike Heinrichs.
Der Schweizer Arzt selbst nannte seine Erfindung "Apfeldiätspeise". Die Grundzutaten hatte er sich bei den Schweizer Alpenhirten abgeschaut. Deren karge und ursprüngliche Ernährungsweise hielt er für besonders gesund.
In Friederike Heinrichs Müsliladen ist Birchers Erfindung in einer leicht modernisierten Version der große Renner und das aus gutem Grund. "Es ist eine vollwertige Mahlzeit. Man wird auf jeden Fall satt davon. Man hat viele Nährstoffe da drin und es ist frisch und fruchtig und macht lange satt."
Bircher-Benner war der Ansicht, dass rohe Nahrungsmittel wertvoller für den Körper seien, als gekochte und Obst und Gemüse im Allgemeinen besser, als Fleisch. Seine Ernährungslehre war bei vielen seiner Kollegen äußerst umstritten. Besonders als er 1903 den Begriff "Sonnenlichtnahrung" erfand und die These aufstellte, dass nicht der Gehalt von Nährstoffen entscheidend für die Qualität von Lebensmitteln sei, sondern die in ihnen gespeicherte Sonnenenergie, hielten ihn viele für einen Spinner. "Wenn es ein Müsli gibt, was so viele Menschen gerne essen, dann muss es ja auch irgendwie einen Hintergrund haben", glaubt Heinrichs.
Die Schriftsteller Hermann Hesse oder Thomas Mann, der König von Siam oder der Dirigent Wilhelm Furtwängler wurden jedenfalls zu wahren Müsli-Fans. Sie waren zufriedene Gäste in Bircher-Brenners Sanatorium "Lebendige Kraft", das er 1904 in bester Lage hoch über dem Zürichsee eröffnet hatte.
Dem Rohkost-Pionier selbst hat die gesunde Nahrung übrigens kein langes Leben beschert. Er starb 1939 im Alter von 71 Jahren an einem Herzinfarkt.
Alfried Schmitz