"1970 habe ich mit dem Florian angefangen. Mit einfachem Tonbandgerät und Echomaschine und mit einigen Oszillatoren", erzählt Ralf Hütter über die Kraftwerk-Anfänge. "Wir haben dann an elektronischen Klängen gebastelt, so für uns und völlig unabhängig. Das war wichtig." Unbeeinflusst von musikalischen Modetrends entwickelten Ralf Hütter und Florian Schneider in ihrem Kling-Klang-Studio den berühmten Kraftwerk-Sound.
Bei “Kraftwerk“ sorgen ausschließlich Computertasten und elektronische Schaltkreise für den guten Ton. Seelenlose Musik sei sein Sound deshalb aber keineswegs, sagt Ralf Hütter. Im Gegenteil! Für ihn sind die elektronischen Instrumente viel sensibler als die herkömmlichen. Die Ausdrucksmöglichkeiten seien vielfältiger, findet er. Insofern könne man heute mit elektronischem Instrumentarium allen Gefühlen und allen Gedanken Ausdruck geben.
Bands und Musiker wie David Bowie, „Depeche Mode“, „Human League“, „Duran Duran“ oder „OMD“ ließen sich durch den deutschen Kraftwerk-Sound inspirieren. Doch trotz seines großen Erfolges übte sich Kraftwerk-Betreiber Ralf Hütter immer in Bescheidenheit und Zurückhaltung. "Mit diesem üblichen Pop-Rummel haben wir nichts zu tun", kommentiert er die Szene.
Mit Auftritten in der Öffentlichkeit gehen Ralf Hütter und seine Kraftwerk-Mannschaft äußerst sparsam um. Bei ganz lästigen Terminen lassen sie sich auch schon mal gerne von ihren Roboter-Doppelgängern vertreten. Die könnten zwar keine Interviews geben, so Hütter. "Aber Foto-Sessions und Filmaufnahmen für Video. Weil die unheimlich viel Geduld haben. Die haben keine Beine und können nicht weglaufen."
Ralf Hütter, der sich nicht als Musiker, sondern lieber als Sound-Operator bezeichnet, feiert am Samstag seinen 70. Geburtstag. Mit den spektakulären 3-D-Konzerten ist er mit seiner Band „Kraftwerk“ auf Welttournee und im September in den USA unterwegs.
Alfried Schmitz - Jens Kalaene/dpa