Eine DNA-Analyse soll die schweren Vorwürfe wegen versuchter Vergewaltigung gegen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn erhellen. "Er hat weiteren gerichtsmedizinischen Untersuchungen auf Bitten der Behörden freiwillig zugestimmt", betonte sein Anwalt William Taylor nach einem Bericht von figaro.fr am Montag. Dabei soll unter anderem geklärt werden, ob Strauss-Kahn Kratzer oder DNA-Spuren des mutmaßlichen Opfers an sich trage, etwa unter den Fingernägeln.
Der IWF-Chef steht unter Verdacht, ein Zimmermädchen in New York sexuell angegriffen zu haben. Die 32-Jährige habe den Franzosen bei einer Gegenüberstellung auf einer Wache in Manhattan erkannt, berichtete die Zeitung "New York Daily News" am Sonntag (Ortszeit). Zu den Vorwürfen gegen Strauss-Kahn zählen nach Medienberichten neben versuchter Vergewaltigung auch Freiheitsberaubung.
Image-Sorgen
In Frankreich haben die Bilder des Mannes in Handschellen, der als möglicher Nachfolger von Präsident Nicolas Sarkozy galt, Bestürzung bei seinen Anhängern ausgelöst. "Ich hatte Tränen in den Augen", sagte der sozialistische Abgeordnete Manuel Valls dem Sender RTL. "Die Bilder waren unerträglich grausam", fügte er hinzu. Strauss-Kahn hatte am späten Sonntagabend (Ortszeit) die Polizeistation in Harlem verlassen, die Hände auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt. Zwei Beamte fassten ihn rechts und links unter den Armen. Der 62-Jährige wirkte erschöpft und sagte kein Wort zu den zahlreichen Journalisten.
In Frankreich zeigten sich führende Vertreter der größten Oppositionspartei PS schockiert über die Anschuldigungen gegen ihren Genossen, der als aussichtsreichster linker Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2012 galt. Vereinzelt gab es Forderungen nach einem schnellen Rücktritt von seinem Chefposten beim IWF.
Die französische Regierung rief dazu auf, das Prinzip der Unschuldsvermutung zu respektieren. Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet machte sich Sorgen um den Ruf ihres Landes. "Neben dem mutmaßlichen Opfer, dem Zimmermädchen, gibt es bereits ein nachweisliches Opfer, und das ist Frankreich", sagte sie am Montag dem Sender Canal +. Sie sprach der US-Justiz ihr Vertrauen aus.
Freilassung auf Kaution?
Der IWF-Chef soll um 10.30 Uhr (Ortszeit, 16.30 Uhr MESZ) einem Richter vorgeführt werden. Dieser kann entscheiden, ob Strauss-Kahn gegen eine Kaution freigelassen wird. Die "New York Times" schätzte die Höhe einer möglichen Kaution auf mehrere Millionen Dollar. Der IWF betonte nach Medienberichten, Strauss-Kahn habe sich nicht dienstlich in New York aufgehalten. Er genieße keine diplomatische Immunität, sagte ein Polizeisprecher.
Strauss-Kahn soll am Samstag in einem New Yorker Luxushotel nackt über das Zimmermädchen hergefallen sein und versucht haben, die Frau zu Oralsex zu zwingen. Polizisten holten den IWF-Chef auf dem New Yorker Flughafen aus der ersten Klasse einer Air-France-Maschine - wenige Minuten vor dem Abflug nach Europa.
dpa/wb/km - Bild: Andrew Gombert (epa)