Die Lage in Libyen bleibt explosiv. Aufständische bewaffnen sich, um mögliche Angriffe der Truppen von Staatschef Muammar al-Gaddafi abzuwehren. Die Vereinten Nationen zeigten sich angesichts von mehr als hunderttausend Flüchtlingen alarmiert. Nicht nur in der Hauptstadt Tripolis sollen Lebensmittel und Medikamente knapp werden.
Auf einer Webseite der Opposition wurden Bilder von Söldnern Gaddafis veröffentlicht, die angeblich in der Stadt Al-Sintan gefangen genommen worden waren. Eine weitere Webseite der Opposition meldete, junge Aufständische hätten am Ortseingang der Stadt Al-Sawija eine Gruppe von Soldaten angegriffen. Sie hätten drei Soldaten getötet und mehrere Waffen erbeutet.
Ein Bewohner Al-Sawijas sagte, ein ehemaliger Bürgermeister der Stadt sei aus dem Umfeld von Gaddafi gewarnt worden, dass dieser Kampfflugzeuge schicken wolle, falls die Aufständischen ihre Proteste dort nicht beenden sollten. Er sagte, die Lebensmittel in der belagerten Stadt würden knapp.
Großbritannien erhöht Druck
Der britische Premierminister David Cameron verschärfte den Ton gegenüber Gaddafi. "Wir schließen die Nutzung militärischer Mittel in keiner Weise aus", sagte Cameron, nachdem der libysche Diktator in einem Interview des britischen Senders BBC erneut bestritten hatte, dass es in Tripolis Proteste gebe. "Wir dürfen es nicht tolerieren, dass das Regime Militärkräfte gegen das eigene Volk einsetzt", appellierte Cameron an die internationale Staatengemeinschaft.
Cameron beauftragte Regierungsmitarbeiter, Pläne für eine Flugverbotszone über Libyen zu erstellen. Es könne außerdem darüber nachgedacht werden, die Gaddafi-Gegner mit Waffen zu versorgen, sagte er.
Flucht nach Russland geplant?
Unterdessen bereiten Gaddafi und seine Familie möglicherweise ihre Flucht nach Weißrussland vor. Darauf deuten nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstitutes Sipri mindestens zwei Flüge von Gaddafis Privatjet von Tripolis zu einem weißrussischen Flugplatz in den vergangenen sieben Tagen hin.
Sipri-Experte Hugh Griffiths sagte im schwedischen Rundfunksender SR, es sei auch erwiesen, dass Weißrussland in den vergangenen Wochen 40 Tonnen Waffen an Libyen geliefert habe. Als Zahlungsmittel habe Gaddafi mit seinem Privatjet wahrscheinlich Diamanten in das hoch verschuldete Weißrussland schaffen lassen.
Das Außenministerium in Minsk wies die Angaben zurück. Der weißrussische Staatschef Alexander Lukaschenko gilt als letzter Diktator Europas.
dpa/km - Bild: Ciro Fusco (epa)