Die USA erörtern mit ihren Verbündeten eine Flugverbotszone über dem Krisenland, um weiteres Blutvergießen in Libyen zu verhindern.
Vertreter von Weißem Haus, US-Außenministerium und Pentagon hätten sich am Sonntag mit europäischen Partnern und Nato-Vertretern über solche Pläne ausgetauscht, meldete die 'New York Times' am Sonntagabend.
Es sei aber noch keine Entscheidung getroffen worden, wird ein hoher US-Regierungsbeamter zitiert. Ein solcher Schritt würde nur in Abstimmung mit den Partnern beschlossen.
In der Regierung von Präsident Barack Obama werde darüber hinaus diskutiert, ob das US-Militär libysche Kommunikationsverbindungen stören könnte, um die Verbreitung von Botschaften durch Machthaber Muammar al-Gaddafi zu unterbinden. Auch werde geprüft, ob mit Hilfe der Streitkräfte ein Korridor nach Tunesien oder Ägypten geschaffen werden könne, um Flüchtlingen bei der Ausreise zu helfen.
Aus diplomatischen Kreisen bei den Vereinten Nationen hieß es derweil, dass für einen Beschluss über eine Flugverbotszone weitere Diskussionen unter den 15 Mitgliedern des Sicherheitsrates nötig seien. Maßnahmen des Gremiums seien unwahrscheinlich, solange die Gewalt in dem nordafrikanischen Krisenland nicht erheblich zunehme, wie etwa durch den Beschuss von Zivilisten aus der Luft.
Hilfe für die Opposition - Gaddafi verliert Boden
Zudem boten die USA der libyschen Opposition Hilfe an. Washington strecke die Hand in Richtung jener vielen verschiedenen Libyer aus, die sich im Osten organisieren, sagte Außenministerin Hillary Clinton am Sonntag vor ihrer Abreise zu einer Krisenbesprechung über Libyen beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen nach Genf.
Die Aufständischen kontrollieren weitgehend den Osten des Landes. Augenzeugen berichten, dass Gaddafi nur noch in einigen Stadtteilen von Tripolis sowie in seiner Heimatstadt Sirte uneingeschränkt herrscht.
Unterdessen verweigert ein Teil der Aufständischen dem zurückgetretenen Justizminister Mustafa Abdul Dschalil, der eine Übergangsregierung gegründet hat, die Gefolgschaft und gründete am Sonntag in Bengasi einen libyschen Nationalrat. Dieser Rat solle der politischen Revolution ein Gesicht geben und sei keine Übergangsregierung, sagte der Sprecher des Rates, Hafis Ghoga. Die Übergangsregierung repräsentiere nicht das libysche Volk.
Auch andere Oppositionsgruppen wie die libysche Jugendbewegung halten die Bildung einer Übergangsregierung für verfrüht. Alle Gespräche über eine Regierung lägen solange auf Eis, bis die Hauptstadt Tripolis befreit sei, teilte die Organisation mit.
Gaddafi gibt nicht auf
Gaddafi denkt nach Informationen von Al-Dschasira nicht an Aufgabe oder Exil. Er wolle eher sterben als Tripolis verlassen, berichtete der arabische Sender unter Berufung auf engste Familienkreise. Nach Einschätzung der arabischen Tageszeitung 'Asharq al-Awsat' schlägt Gaddafi seine letzte Schlacht. Der Militärkomplex, in dem er sich aufhält, werde mit Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und Raketenwerfern geschützt. Loyale Kämpfer hätten das Gebiet weiträumig abgeriegelt und alle Zufahrten gesperrt.
Nach den USA erließen auch die UN Sanktionen gegen das Regime in Tripolis. Erstmals wandte sich die internationale Staatengemeinschaft wegen der blutigen Gewalt gegen Zivilisten in Libyen geschlossen an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.
Hans Dahne, Gisela Ostwald, Frank Brandmaier und Jürgen Gesper (dpa) - Bild: Tiago Petinga (epa)