Nach tagelangen blutigen Unruhen in Libyen hat Saif al Islam Gaddafi, Sohn des Staatschefs Muammar al-Gaddafi, Reformen versprochen und zugleich vor einem Bürgerkrieg gewarnt. Er sagte in der Nacht zum Montag im Staatsfernsehen eine schnelle Umsetzung bedeutender demokratischer Reformen zu, mahnte aber, dass sein Vater oberster Befehlshaber der Armee sei und diese bis zum letzten Mann kämpfen werde.
Der Präsidentensohn, der als Nachfolger der Präsidenten gehandelt wird, wandte sich erstmals seit Ausbruch der Unruhen im Staatsfernsehen an die Bevölkerung. Angesichts der schweren Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Regimegegnern warnte der Präsidentensohn vor einem Bürgerkrieg in dem nordafrikanischen Land. Ein solcher würde den Ölreichtum des Landes verbrennen.
Saif Gaddafi sagte außerdem, dass die Zahl der Opfer bei den Proteste zu hoch geschätzt würde. Er sprach von 84 Toten, Menschenrechtsorganisationen gehen von mehr als 230 Toten aus.
Die Demonstrationen haben inzwischen auch die Hauptstadt Tripolis erreicht. Die Sicherheitskräfte setzen Zeugenberichten zufolge Tränengas ein und schießen scharf. Die EU und die USA verurteilen die Gewalt gegen friedliche Demonstranten. Die EU-Außenamtschefs wollen heute über die Lage in den Krisenstaaten der arabischen Welt beraten.
An den übrigen Brennpunkten in der islamischen Welt herrschte am Sonntag gespannte Ruhe. Lediglich in Teheran kam es zu neuen Zusammenstößen der Opposition mit der Polizei. Dabei wurde ein Demonstrant getötet. Auch im Golfstaat Bahrain blieb es nach tagelangen Unruhen ruhig.
vrt/dpa/okr/km - Archivbild: Sabri Elmhedwi (epa)