Man könne nicht Jahre lang den obersten Europaskeptiker geben und anschließend Anführer einer Pro-Europa-Kampagne werden, hieß es. Camerons Werben für den Verbleib Großbritanniens in der EU sei nicht glaubwürdig.
«Dieser Widerspruch trifft leider auf viele EU-Befürworter in Großbritannien zu, die vorher ständig über die EU gelästert haben», kritisierte Lambsdorff in der Zeitung «Heilbronner Stimme». Cameron habe das Referendum gar nicht gewollt, «sondern ist ein Getriebener der Euro-Skeptiker seiner Partei und der Rechtspopulisten».
Lambsdorff zeigte sich entsetzt über das Niveau des Brexit-Wahlkampfs: «99 Prozent der Debatten sind Panikmache, Verunglimpfungen, Lügen und Verzerrungen von Tatsachen - vor allem aufseiten der Brexit-Befürworter.»
Die Lage in Brüssel sei vor dem Referendum «sehr ruhig». Hier könne man sich die EU, selbst wenn man das nicht wolle, doch auch ohne Großbritannien vorstellen. «Schließlich war das Land an den ersten 16 Jahren der EU gar nicht beteiligt», so Lambsdorff.
Am 23. Juni stimmen die Briten über den Verbleib ihres Landes in der EU ab. Jüngsten Umfragen zufolge liegen die Brexit-Befürworter vorne.
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