Mit einem brutalen Doppelmord während der Fußball-Europameisterschaft ist der Terror nach Frankreich zurückgekehrt. Ein 25 Jahre alter Kämpfer im Namen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) brachte in Magnanville westlich von Paris einen Polizisten und dessen Partnerin um. Dies sei "zweifellos ein Terrorakt", sagte Präsident François Hollande am Dienstag. Die Opfer seien feige ermordet worden.
Der 25-jährige Larossi Abballa habe sich drei Wochen vor der Tat zum IS bekannt, sagte der für Terrorismus zuständige Staatsanwalt François Molins in Paris.
Der Angreifer hatte am Montagabend einen 42 Jahre alten Polizisten vor dessen Haus erstochen und sich dann im Gebäude verschanzt. Als Spezialkräfte das Haus gegen Mitternacht stürmten und den Mann erschossen, fanden sie die Leiche der 36 Jahre alten Lebensgefährtin des Polizisten, Sekretärin in einem Kommissariat. Der dreijährige Sohn des Paares blieb unversehrt, stand aber unter schwerem Schock.
Liste mit Zielen
Nach der Tat fanden Ermittler laut Molins eine Liste mit Zielen, auf der Polizisten, Journalisten und Rapper verzeichnet waren. In der Wohnung der Opfer entdeckte die Polizei drei Telefone und drei Messer, eines davon blutverschmiert. Schusswaffen oder Sprengstoff wurden nicht gefunden.
Abballa veröffentlichte während seines Angriffs ein Video und zwei Tweets mit Forderungen und Bekenntnissen. Ein zwölf Minuten langes Video habe er an etwa 100 Kontakte geschickt, sagte Molins. Zum Inhalt machte er keine näheren Angaben.
Der beim Zugriff der Polizei erschossene Angreifer war 2013 schon einmal im Zusammenhang mit Terrorismus zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden, ein halbes Jahr davon auf Bewährung. Weil die vorherige Untersuchungshaft angerechnet wurde, kam er jedoch gleich nach dem Urteil auf freien Fuß.
Die Ermittler suchen nun nach möglichen Komplizen. Drei Männer im Alter von 27, 29 und 44 Jahren aus dem Umfeld Abballas wurden festgenommen.
Bedrohung in Frankreich und weltweit
Premierminister Manuel Valls verwies auf die Bedrohung in Frankreich und weltweit: "Wir sind im Krieg gegen den Terrorismus", sagte er. Demokratische Werte würden angegriffen. Frankreich werde die EM, die Spiele und die Fanmeilen weiter schützen, versicherte er.
Die Attacke genau sieben Monate nach den Pariser Terroranschlägen vom 13. November fällt mit der Fußball-Europameisterschaft zusammen, die aus Furcht vor Anschlägen massiv geschützt wird. Weder französische Politiker noch die Polizei haben jedoch bisher einen Zusammenhang zwischen der Attacke und dem Fußballturnier hergestellt.
Das von der Terrormiliz als Sprachrohr genutzte Nachrichtenportal Amak schrieb unter Verweis auf eine nicht näher spezifizierte Quelle, der Täter sei Kämpfer des IS gewesen. Berichte wonach der Mann bei der Attacke "Allahu akbar" ("Gott ist groß") gerufen haben soll, bestätigte Molins nicht.
Mehrfach Ziel islamistischer Terroranschläge
Frankreich war im vergangenen Jahr mehrfach Ziel islamistischer Terroranschläge, denen insgesamt 149 Menschen zum Opfer fielen. Die schwerste Anschlagserie ereignete sich am 13. November, als IS-Terroristen im Pariser Musikclub "Bataclan", am Stade de France sowie in Bars und Restaurants der Hauptstadt 130 Menschen ermordeten.
Vor der Fußball-EM hatten Behörden auf die erhöhte Terrorgefahr in Frankreich hingewiesen. Nach übereinstimmenden Angaben gab es aber keine konkreten Hinweise auf Anschlagspläne gegen das Turnier.
Nach dem jüngsten Massaker in einem vor allem von Homosexuellen besuchten Club in der US-Großstadt Orlando hatte Amak ebenfalls behauptet, der Täter gehöre zu der Terrororganisation. Auch dort hatte sich der Todesschütze zum IS bekannt.
dpa/fs/jp/sr - Bild: Matthieu Alexandre (afp)