Kurz vor Ende der Partie am Samstagabend stürmten augenscheinlich russische Anhänger auf englische Fans los, die in benachbarten Blöcken saßen, und prügelten wild auf diese ein. Dabei flüchteten die Attackierten sogar über Zäune bis in den Innenraum des Stade Vélodrome.
Zuvor waren bei heftigen Zusammenstößen zwischen Fangruppen vor dem Spiel mindestens 31 Menschen verletzt worden. Die französische Nachrichtenagentur AFP zählte am Sonntagmorgen schon 35 Verletzte. Ein britischer Fußball-Fan schwebt nach Angaben von Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve in Lebensgefahr. Acht Menschen wurden festgenommen.
Aus Nizza meldeten die Behörden eine Schlägerei von Fans aus Nordirland und Polen, die von 20 bis 30 Ultras aus Nizza provoziert worden seien. Die Bilanz dort: Neun Personen mussten ins Krankenhaus, drei andere wurden festgenommen.
Die UEFA kündigte an, vor möglichen weiteren Schritten "relevante Informationen" von der Disziplinarabteilung des Verbands abzuwarten. Offenbar waren die verschiedenen Fangruppen nur unzureichend voneinander getrennt gewesen.
Das französische Innenministerium hat den Vorwurf mangelnder Vorbereitung auf Gewalt von Hooligans zurückgewiesen. Ein Sprecher betonte, dass die Behörden zahlreiche vorbeugende Maßnahmen ergriffen hätten. So habe die britische Regierung vor der EM 3000 Hooligans ihre Pässe abgenommen, Frankreich habe Einreiseverbote gegen 3000 Menschen verhängt. Wenn es ein Scheitern gebe, sei es ein Scheitern des Fußballs.
dpa/cd - Bild: Jean Christophe Magnenet (afp)