Zwei palästinensische Attentäter haben am Mittwochabend in einem belebten Freizeitpark im Zentrum Tel Avivs vier Israelis erschossen. Sechs weitere Besucher des ehemaligen deutschen Templerdorfs Sarona wurden bei dem Anschlag verletzt. Zunächst berichteten die Behörden von drei Toten, am späten Abend starb eine Frau im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen. Sicherheitskräfte fassten die Attentäter, einer davon wurde dabei verletzt.
Die Attentäter eröffneten nach Polizeiangaben am Abend im Sarona-Park plötzlich das Feuer und schossen wahllos auf Passanten und Cafébesucher. Diese hätten panisch die Flucht ergriffen. Das ehemalige deutsche Templerdorf liegt direkt gegenüber von Israels Militärhauptquartier und Verteidigungsministerium. Es ist ein beliebtes Ausgehziel, das auch von vielen Touristen besucht wird.
Augenzeugen berichteten, die Attentäter seien elegant gekleidet gewesen, hätten weiße Hemden und schwarze Hosen getragen. Erste Angaben, die Männer hätten sich als ultra-orthodoxe Juden verkleidet, wurden dementiert. "Wir saßen in einem Straßencafé, wir feierten mit unserem Kind Geburtstag", erzählte Augenzeugin Meital Sassi dem israelischen Fernsehen. "Ein Attentäter fing plötzlich neben uns an zu schießen. Wir rannten wie die Verrückten weg, er war erst hinter uns, dann bog er in eine Nebenstraße." Der Mann habe im Laufen immer weiter auf Menschen geschossen.
Ein Polizeisprecher teilte anschließend mit, beide Attentäter seien gefasst. Einer von ihnen sei verletzt und werde im Krankenhaus behandelt. Zu Jahresbeginn waren bei einem ähnlichen Anschlag in Tel Aviv drei Menschen getötet worden.
Israel kündigt "offensive und defensive Schritte" an
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in der Nacht zum Donnerstag "eine Serie von den offensiven und defensiven Schritten" gegen Terroristen versprochen. Er erklärte nach einer Mitteilung: "Dies ist eine Herausforderung und wir werden ihr gerecht werden", wie die Zeitung "Times of Israel" weiter berichtete. Netanjahu sagte ein entschlossenes Handeln von Polizei, Streitkräften und Sicherheitsbehörden zu, um alle Mittäter zu finden und künftige Anschläge zu verhindern.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas kündigte unterdessen weitere Anschläge im muslimischen Fastenmonat Ramadan an. Ein Führer der Hamas lobte den tödlichen Anschlag. "Ruhm und Glückwünsche den Einwohnern Hebrons", schrieb Ismail Hanija bei Twitter. Nach dem Satz fügte er ein Siegeszeichen ein.
Netanjahu besuchte den Anschlagsort, an dem zwei palästinensische Attentäter am Mittwochabend im Zentrum Tel Avivs vier Israelis erschossen hatten, noch in der Nacht. Dabei sei er vom ultrarechten Verteidigungsminister Avigdor Lieberman und Polizeiminister Gilad Erdan begleitet worden. Zuvor hatte Netanjahu mit ihnen eine Dringlichkeitsberatung im Militärhauptquartier abgehalten. Das Gebäude liegt direkt gegenüber dem Anschlagsort.
Es war der erste tödliche Anschlag in Israel seit der Ernennung Liebermans zum Verteidigungsminister. Hardliner Lieberman hatte sich in der Vergangenheit immer wieder für ein härteres Vorgehen gegen die Palästinenser stark gemacht und Netanjahus Sicherheitspolitik als "zu lasch" kritisiert.
Israel verschärft nach Anschlag in Tel Aviv Sicherheitsmaßnahmen
Nach dem tödlichen Anschlag in Tel Aviv hat Israels Polizei die Sicherheitsmaßnahmen in der Küstenmetropole verschärft. Im Großraum Tel Aviv sei die Polizeipräsenz vor allem im Bereich von Schulen und Kindergärten verstärkt worden, berichteten israelische Medien am Donnerstag.
Israel hob als Reaktion auf den Anschlag Erleichterungen für Zehntausende Palästinenser zum muslimischen Fastenmonat Ramadan wieder auf. Erteilte Genehmigungen für Palästinenser zum Gebet auf dem Tempelberg wurden eingefroren.
Die israelische Armee legte in der Nacht zum Mittwoch einen Blockadering um das Dorf Jata im südlichen Westjordanland. Die beiden Attentäter stammen nach Polizeiangaben aus dem Ort und sind Cousins.
In einer Stellungnahme des US-Außenministeriums hieß es: "Die Vereinigten Staaten verurteilen den schrecklichen Terroranschlag in Tel Aviv aufs Schärfste". "Solch feige Angriffe auf unschuldige Zivilisten sind niemals zu rechtfertigen." Die US-Behörden stünden in Verbindung mit den israelischen Verbindung und böten Unterstützung an.
Einwohner zur Ruhe aufgerufen
Tel Avivs Bürgermeister Ron Chuldai rief die Einwohner der Küstenmetropole nach dem blutigen Attentat zur Ruhe auf. "Morgen geht hier das Leben wie immer weiter", sagte er bei einem Besuch im Ichilov-Krankenhaus, das ganz in der Nähe des Anschlagsorts liegt. "Tel Aviv ist und bleibt das Symbol des normalen Lebens."
In mehreren palästinensischen Städten wurde der Anschlag in Tel Aviv nach Medienberichten gefeiert, es seien Süßigkeiten verteilt worden.
Bei einer Welle palästinensischer Anschläge sind seit Oktober 32 Israelis getötet worden. Mehr als 200 Palästinenser kamen ums Leben, die meisten davon bei den von ihnen verübten Anschlägen. Als Auslöser der Gewalt galt ein Streit um Gebets- und Besuchsrechte auf dem Tempelberg in Jerusalem. Zuletzt hatte es allerdings weniger Anschläge gegeben. Als mögliche Motivation für den neuen Anschlag in Tel Aviv wurde der Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan genannt.
dpa/sh/sr - Bild: Jack Guez/AFP