Am Dienstag hatte das Berufungsgericht in Florenz nach mehr als achtstündiger Beratung den Schuldspruch aus erster Instanz bestätigt. Schettino ist damit auch in zweiter Instanz zu 16 Jahren und einem Monat Gefängnis verurteilt worden. Das Gericht in Florenz hatte sowohl die Berufung Schettinos als auch die der Staatsanwälte als «unzulässig» zurückgewiesen.
Bei einer erneuten Berufung vor Italiens höchstem Gericht könnte es mindestens ein weiteres Jahr dauern, bis es ein rechtskräftiges Urteil gibt. Schettino ist mehr als vier Jahre nach dem Unglück noch immer auf freiem Fuß.
Der 55-Jährige war im Februar vergangenen Jahres in erster Instanz unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und dem Verlassen des Schiffs verurteilt worden. Das Berufungsgericht veröffentlicht seine Urteilsbegründung voraussichtlich erst in einigen Monaten schriftlich. Schettino war bei der Urteilsverkündung nicht im Gericht, er verfolgte den Schuldspruch in seinem Heimatort Meta di Sorrento bei Neapel.
Das Kreuzfahrtschiff «Costa Concordia» hatte im Januar 2012 einen Felsen vor der Mittelmeer-Insel Giglio gerammt und war gekentert. Insgesamt 32 Menschen starben. Die Richter in Florenz entschieden nun zudem, Schettino für fünf Jahre die Ausübung aller Berufe im Bereich der Schifffahrt zu untersagen.
Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert, die Staatsanwälte 27 Jahre und drei Monate Haft gefordert.
Der Kapitän hatte die «Costa Concordia» nach dem Unglück in einem Rettungsboot verlassen, obwohl noch Menschen an Bord waren. Er begründete das damit, dass er in das Boot gefallen sei. Aus einem Funkgespräch mit dem wütenden Leiter der Küstenwache ging später hervor, dass er sich anschließend geweigert hatte, auf das sinkende Schiff zurückzukehren und sich seiner Verantwortung zu stellen. In Italien wurde Schettino auch als «Kapitän Feigling» verspottet.
dpa/sh