Cybermobbing wächst sich nach Einschätzung von Experten zunehmend zu einem gesellschaftlichen und politischen Problem aus. Das Smartphone habe durch seine ständige Verfügbarkeit die Eintrittsschwelle für Diffamierungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen noch einmal erheblich gesenkt, hieß es bei der Vorstellung einer internationalen Studie in Berlin. Dazu wurde eine Expertenbefragung in Deutschland, Polen, Spanien, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Großbritannien und den USA durchgeführt.
"Cybermobbing droht zur Zeitbombe des Internets zu werden", sagte Catarina Katzer, Leiterin des Instituts für Cyberpsychologie und Medienethik in Köln und Autorin der Studie im Auftrag des Versicherungskonzerns ARAG. Dieser Entwicklung werde international nicht ausreichend Beachtung geschenkt, hieß es.
Auch immer mehr Erwachsene würden zu Opfern, so Katzer. Damit werde ein Phänomen aus der Jugendkultur zu einem gesellschaftlichen Problem aller Altersgruppen. Dennoch wirkten die Cyberattacken bei jüngeren Kindern besonders aggressiv und verletzend. Die Angriffe seien im Prinzip endlos und die Opfer hätten in der Regel keine Rückzugsmöglichkeiten.
84 Prozent der befragten Forscher sahen dies als eine "virtuelle Zeitbombe mit unkalkulierbaren Auswirkungen" an. Einig waren sich die Forscher darin, dass es vor allem um den Opferschutz gehen müsse.
Die Initiatoren der Umfrage forderten ein Zehn-Punkte-Programm, in dem unter anderem die Schulen zur Prävention verpflichtet werden. Zu den Forderungen gehört auch ein SOS-Button, der verpflichtend auf allen Social-Media-Plattformen bereitgestellt werden solle.
Im internationalen Vergleich hat dem Bericht zufolge Großbritannien hinsichtlich des Präventionsstatus an Schulen am besten abgeschnitten. Zusammen mit den USA führt das Land auch in der Forschung zu Cybermobbing, gefolgt von Norwegen und den Niederlanden.
dpa/rkr/km - Bild: Stephan Engler/Belga