Bei einer der schwersten Anschlagserien der vergangenen Jahre sind in der irakischen Hauptstadt Bagdad mindestens 86 Menschen getötet und weit über 100 verletzt worden. Zunächst riss eine Autobombe auf einem belebten Markt im überwiegend von Schiiten bewohnten Stadtteil Sadr City am Mittwochmorgen mindestens 64 Menschen in den Tod, berichteten Mitarbeiter von Krankenhäusern. Zu der Tat im Osten der Stadt bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in einer zunächst nicht verifizierbaren Botschaft.
Bei zwei weiteren Explosionen im Westen und Norden Bagdads wenige Stunden später kamen mindestens 22 Menschen ums Leben, Dutzende wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen verletzt. Eines der Attentate habe einem Kontrollpunkt der Polizei gegolten.
Augenzeugen in Sadr City berichteten, das mit Sprengstoff beladene Auto sei in der Hauptgeschäftszeit am Morgen explodiert. Die Wucht der Detonation habe auch eine Reihe von anliegenden Häusern und Geschäften beschädigt. Aus Furcht vor weiteren Anschlägen sperrten Sicherheitskräfte zahlreiche Straßen.
Dem Bekennerschreiben der Terrormiliz IS zufolge waren die auf dem Markt versammelten Schiiten das Ziel des Attentats. Die sunnitischen Dschihadisten betrachten Angehörige dieser islamischen Konfession als Abtrünnige. Die Botschaft konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
In der Vergangenheit hatte sich der IS regelmäßig zu Anschlägen in Bagdad und anderen Städten des Landes bekannt. Erst Anfang Mai waren bei mehreren Explosionen innerhalb eines Tages mindestens 25 Menschen in der irakischen Hauptstadt getötet worden.
Bei dem bislang schwersten Attentat dieses Jahres waren Ende Februar mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen. Damals hatte sich ein Selbstmordattentäter ebenfalls in Sadr City in die Luft gesprengt. Auch zu dieser Tat bekannte sich die Terrormiliz IS.
Die Dschihadisten sind zwar durch Offensiven der irakischen Armee und der mit ihr verbündeten US-geführten Militärkoalition unter Druck geraten und verloren in den vergangenen Monaten Gebiete. Der IS kontrolliert aber immer noch große Teile im Westen und Norden des Landes. Die Gewalt kann als Machtdemonstration der Extremisten gesehen werden, trotz der Offensiven zu großen Anschlägen fähig zu sein.
dpa/est - Bild: Ahmad Al-Rubaye (afp)