Unter Missachtung von UN-Resolutionen hat Nordkorea erneut eine ballistische Testrakete von einem U-Boot aus abgefeuert. Während das wegen seiner Atom- und Raketenprogramme isolierte Nordkorea den Abschuss am Sonntag bestätigte und von einem vollen Erfolg sprach, gab es in Südkorea Zweifel am Gelingen des Tests. Südkorea warf dem Nachbarn eine Provokation vor und kündigte an, den Druck auf das Regime in Pjöngjang durch die Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft erhöhen zu wollen.
Machthaber Kim Jong Un habe den Test selber überwacht und festgestellt, dass das Land "ein weiteres Mittel für einen schlagkräftigen atomaren Angriff zur Verfügung steht", berichteten die staatlich kontrollierten Medien in Nordkorea. Die Marine könne nun "die Köpfe der südkoreanischen Marionettenkräfte und US-Imperialisten zu jeder Zeit nach Belieben treffen". Der Test habe die "Zuverlässigkeit des koreanischen Unterwasser-Abschusssystems" demonstriert. Ort und Zeitpunkt des Tests wurden nicht genannt.
Der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte hatte bereits am Samstag mitgeteilt, dass Nordkorea offenkundig eine U-Boote-Rakete vor der Ostküste abgefeuert habe. Militärs vermuteten jedoch, dass die Rakete nur 30 Kilometer weit geflogen sei. Den Angaben zufolge war zuletzt im Dezember ein Versuch Nordkoreas gescheitert, eine U-Boot-Rakete zu testen.
In der vergangenen Woche hatte Südkorea mitgeteilt, dass dem Nachbarland der Start einer Mittelstreckenrakete von einer mobilen Abschussrampe an der Ostküste aus misslungen sei. Der UN-Sicherheitsrat hatte diesen Test verurteilt. Nach UN-Resolutionen darf Nordkorea keine ballistische Raketentechnik testen.
In Nordkorea hatte es seit dem vergangenen Jahr mehrmals Versuche mit U-Boot-gestützten ballistischen Raketen (SLBM) gegeben. Die Versuche des Landes mit ballistischen Raketen von mobilen Trägersystemen bereiten insbesondere Südkorea und den USA große Sorgen.
Südkoreas Regierung habe mehrmals gewarnt, dass Nordkorea bei neuen Provokationen noch härtere Reaktionen durch die Weltgemeinschaft drohten, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Cho June Hyuck, am Sonntag vor Journalisten in Seoul. Auch Frankreich verurteilte den jüngsten Raketenversuch scharf. Dies sei eine ernsthafte Bedrohung der regionalen und internationalen Sicherheit, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums. Paris forderte eine harte und geschlossene Reaktion der internationalen Gemeinschaft.
Die jüngsten Raketentests erfolgten inmitten zunehmender Spannungen in der Region. Als Antwort auf einen neuen Atomtest Nordkoreas im Januar - dem vierten des Landes - und den umstrittenen Start einer Weltraumrakete hatte der UN-Sicherheitsrat Anfang März die Sanktionen gegen Pjöngjang verschärft. Nordkorea hatte angesichts der neuen Sanktionen und eines Großmanövers der USA mit Südkorea mehrfach mit einem atomaren Angriff gedroht.
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