Ein Jahr nach einem der schlimmsten Flüchtlingsdramen im Mittelmeer will Italien das Schiffswrack mit möglicherweise Hunderten Leichen bergen. Die italienische Marine gehe davon aus, dass sich innerhalb des gesunkenen Bootes "mindestens 400" Opfer befänden, sagte Präfekt Vittorio Piscitelli vom italienischen Innenministerium am Mittwoch. "Das sind Schätzungen, aber wir schließen nicht aus, dass es Überraschungen geben könnte", sagte Piscitelli in Rom.
Das Unglück im April 2015 gilt als eines der bislang schlimmsten Flüchtlingsdramen im Mittelmeer. Nach Schätzungen könnten dabei Hunderte Flüchtlinge ums Leben gekommen sein. Nach dem Schiffbruch waren zunächst 24 Leichen geborgen worden, 28 Menschen überlebten das Unglück. Anschließend barg Italiens Marine 118 weitere Leichen, die sich außerhalb des Wracks befanden. Es liegt in etwa 370 Metern Tiefe rund 157 Kilometer vor der libyschen Küste auf dem Meeresboden.
Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi hatte einige Wochen nach dem Unglück angekündigt, das Wrack bergen zu lassen, um der ganzen Welt das Elend der Flüchtlinge im Mittelmeer vor Augen zu führen. Nach Angaben von Piscitelli soll das Wrack nun komplett geborgen und anschließend bedeckt und gekühlt werden. In Sizilien sollen Spezialisten dann die Leichen aus dem Boot identifizieren.
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