In der schwersten Gewalteskalation seit Jahren in der Südkaukasusregion Berg-Karabach mit mindestens 30 Toten hat Aserbaidschan einseitig eine Feuerpause erklärt. Die Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan machen sich gegenseitig für die unerwartete Gewalt verantwortlich. Die Behörden des Unruhegebiets Berg-Karabach berichteten am Sonntag dennoch von weiteren Schüssen an der Demarkationslinie. Die sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) vermittelt in dem Konflikt und plant für Dienstag ein Krisentreffen in Wien, wie aus OSZE-Kreisen bekannt wurde.
Das überwiegend von christlichen Armeniern bewohnte Gebiet Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zum muslimisch geprägten Aserbaidschan. Anfang der 1990er Jahre sagten sich die Berg-Karabacher in einem Krieg mit fast 30.000 Toten von Baku los. Eine seit 1994 geltende Waffenruhe ist seit Jahren brüchig. Die Führung in Baku hat gedroht, das abtrünnige Gebiet zurückzuerobern.
Die Kämpfe lösten international große Sorge aus. UN-Chef Ban Ki Moon und die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini verlangten ein sofortiges Ende der Kämpfe. Auch US-Außenminister John Kerry verurteilte den Konflikt "auf das Schärfste". Der russische Präsident Wladimir Putin mahnte Armenien und Aserbaidschan zur Ruhe. Russland sieht sich als Schutzmacht Armeniens und hat Tausende Soldaten in dem Land mit rund drei Millionen Einwohnern stationiert.
Nach armenischer Darstellung griff Aserbaidschan mit Panzern, Artillerie und der Luftwaffe an. Auch zwei Kinder sollen getötet worden sein. "Das sind die schwersten Kämpfe seit dem Beginn der Waffenruhe 1994", sagte der armenische Präsident Sargsjan. Der autoritäre aserbaidschanische Staatschef Ilham Aliyev sprach sich für eine friedliche Lösung aus, warf Armenien aber vor, Berg-Karabach völkerrechtswidrig zu besetzen. Baku beschuldigte Eriwan, Siedlungen mit schweren Waffen zuerst angegriffen zu haben. Zwei Zivilisten sollen getötet worden sein.
dpa/est - Bild: Tofik Babayev (afp)