Amnesty International hat den Großen Preis von Bahrain für einen deutlichen Appell an die Herrscher des Königreichs genutzt. Unmittelbar vor dem zweiten Saisonrennen der Formel 1 forderte die Menschenrechtsorganisation die Freilassung politisch Gefangener, die nur friedlich ihre Meinung zum Ausdruck gebracht hätten. Zudem müsse die Bedrohung von Aktivisten, die sich politisch und für Menschenrechte einsetzen würden, ein Ende haben, hieß es in einer Mitteilung von Amnesty International.
"Hinter den schnellen Autos und den Siegerrunden lügt eine Regierung, die den Würgegriff bei jedem Rest von Meinungsverschiedenheit verstärkt", sagte James Lynch, Stellvertretender Direktor für den Mittleren Osten und Nordafrika. Die "alarmierende Erosion der Menschenrechte" in Bahrain in den vergangenen Jahren bedeute, dass jeder, der es wage, die Autoritäten zu kritisieren, ernsthafte Strafen riskiere.
2011 war der Große Preis von Bahrain abgesagt worden nach der Niederschlagung politischer Proteste, bei denen auch Menschen ums Leben gekommen waren. Es ging und geht vor allem darum, dass sich die schiitische Bevölkerungsmehrheit von der sunnitischen Königsfamilie benachteiligt fühlt.
Von Kritik an der Situation in dem Königreich ist der Grand Prix in der Wüste praktisch jedes Jahr begleitet. An diesem Wochenende würden die Verantwortlichen von Bahrain wie in den Jahren zuvor den Großen Preis wieder dazu nutzen, das Land als eines darzustellen, das offen ist, auch für Reformen. "Das ist aber weit weg von der Realität", hieß es in dem Statement von Amnesty, in deren Überschrift die Menschrechtler eine "Vollbremsung" der Unterdrückung forderten.
In Bahrain gibt es nach Angaben des deutschen Auswärtigen Amtes keine Parteien, "jedoch politische "Vereinigungen"". Die 18 schiitischen Abgeordneten der größten Oppositionsvereinigung al-Wifaq hätten im Zuge der Unruhen vom Februar und März 2011 ihr Mandat niedergelegt. Sie hätten sowohl die Nachwahlen vom Herbst 2011 als auch die Parlamentswahlen im November 2014 boykottiert. Staatsoberhaupt ist König Hamad bin Isa Al Khalifa, Regierungschef Prinz Khalifa bin Salman Al Khalifa.
Die Formel 1 tritt seit 2004 in Bahrain an, einem Archipel aus 33 Inseln, an. Zum dritten Mal nacheinander findet das Rennen als Flutlicht-Grand-Prix statt, die Bilder von dem Kurs in der Wüste von Sakhir sind spektakulär. Hinter der Start- und Zielgeraden ist eine Art Erlebnispark aufgebaut mit Spielzonen für Kinder. Auf einer riesigen Bühne treten abends internationale Stars auf. "Die Räder der Unterdrückung würden sich aber weiter drehen", bekräftigte Amnesty allerdings.