Reisende in ganz Europa können Flüge wieder gelassener buchen und den ganz schweren Namen Eyjafjallajökull erstmal vergessen. Der Gletschervulkan auf Island hat seine Aktivitäten am Pfingstwochenende nach knapp anderthalb Monaten eingestellt und spuckt keine Vulkanasche mehr. «Unsere Wärmebilder aus der Luft zeigen, dass sich im Krater nichts tut», sagte der Geophysiker Magnus Tumi Gudmundsson dem Internetdienst IceNews nach einem Erkundungsflug.
Nur noch Wasserdampf steigt jetzt über der Südspitze Islands in die Atmosphäre, wie beeindruckende Aufnahmen des Umweltschützers Ómar Ragnassón aus seinem kleinen Flugzeug zeigten (http://dpaq.de/OFl9b). Trotzdem warnten die isländischen Vulkan-Experten vor voreiligen Schlüssen: ein erneuter Ausbruch lässt sich nicht ausschließen.
Wir wissen, dass wir nichts wissen
«Das einzige, was wir ganz sicher wissen ist, dass wir nichts über die Zukunft von Vulkanausbrüchen wissen», sagte Rikke Pedersen, Chefin des Vulkanologischen Instituts in Islands Hauptstadt - schon während der Eruptionen. Da wurde sie immer mal wieder von Journalisten mit der Dauerfrage vom europäischen Kontinent aus dem Bett geklingelt: Wie lange wird das dauern?
Mehr als 100.000 gestrichene Flüge wegen der Vulkanasche seit dem Beginn der Eruptionen am 14. April, ziemlich schnell um Staatsstütze bittende Fluggesellschaften, hastig umfrisierte Regeln für den Flugverkehr: Der Gletschervulkan mit dem langen Namen hat mit seiner Aschewolke wie lange kein Naturereignis die Anfälligkeit einer Lebensweise mit immer umfassenderen und die Umwelt belastenden Transportformen aufgezeigt.
Dabei meinte es die Natur auf der aus Vulkanausbrüchen entstandenen Atlantikinsel noch gut mit den all den rastlos Reisenden: Der Eyjafjallajökull ist nur ein kleiner unter Islands gut 30 immer mal wieder aktiven Vulkanen. Als er 1821 Lava und Asche spuckte, dauerte das noch satte 13 Monate.
Demut und Fleiß
Die Isländer selbst haben in den vergangenen fünfeinhalb Wochen vorgeführt, wie gelassen, kompetent, sozial und auch mit einem Schuss Demut man auf solche unberechenbaren Naturgewalten reagieren kann. Wenn die knapp tausend Anwohner des Gletschers mal wieder mit niedergegangener Asche zu kämpfen hatten, machten sich aus dem 130 Kilometer entfernten Reykjavik auch die Mitglieder des Clubs für Allrad-Jeeps auf den Weg, um beim Ascheschaufeln zu helfen. Niemand fragte nach Entlohnung, und die Asche war verblüffend schnell weggeräumt.
Dass die Schaufeln jetzt eingepackt werden können, freut nicht nur die Anwohner: Islands Tourismus-Geschäft für diesen Sommer war durch die Aschewolke akut bedroht. Für das von der Finanzkrise in Vulkanstärke getroffene Land eine ganz schlimme Situation. Jetzt sieht der bevorstehende Sommer doch schon viel freundlicher aus.
Hallgrímur Indridason & Thomas Borchert (dpa) - Bild: epa