Nach einem stundenlangen Nervenkrieg hat sich der Entführer eines ägyptischen Passagierflugzeuges auf Zypern ergeben. Sicherheitskräfte nahmen den Ägypter nach Angaben des zyprischen Außenministeriums auf dem Flughafen der Hafenstadt Larnaka fest. Seine letzten sieben Geiseln hatten zuvor die Maschine der Gesellschaft Egyptair verlassen. An Bord waren nach Angaben des ägyptischen Luftfahrtministeriums 55 Passagiere, unter ihnen auch zwei Belgier.
Das Flugzeug war am Dienstagmorgen innerhalb Ägyptens auf dem Weg von Alexandria nach Kairo. Der Entführer zwang die Piloten dann zur Landung auf Zypern. Nach Angaben des ägyptischen Luftfahrtministeriums drohte der Mann mit der Detonation eines Sprengstoffgürtels. Es sei aber noch unklar, ob es sich dabei um eine echte Bombe oder um eine Attrappe handelte.
Kein terroristischer Hintergrund
Unklarheit herrschte bis zuletzt über die genauen Motive des Entführers. "Die Entführung hatte keinen terroristischen Hintergrund", sagte Zyperns Präsident Nikos Anastasiades im Fernsehen.
Das Staatsfernsehen RIK berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, der Mann habe die Maschine wohl aus persönlichen Gründen in seine Gewalt gebracht. Er soll von der Polizei gefordert haben, einen Brief an seine Ex-Frau - eine Zyprerin - zu übergeben. Die Frau lebe in Larnaka. Den in Arabisch verfassten Brief habe er aus einem Fenster des Flugzeuges geworfen. Zyprischen Medienberichten zufolge soll der Entführer auch die Freilassung oppositioneller Frauen aus ägyptischen Gefängnissen verlangt haben.
Persönliche Gründe
Der Mann hatte bereits kurz nach der Landung in Larnaka fast alle Passagiere und Besatzungsmitglieder freigelassen. Nach ägyptischen Angaben befanden sich zuletzt noch der Flugkapitän, der Co-Pilot, eine Flugbegleiterin, ein Sicherheitsangestellter und drei Passagiere in seiner Gewalt.
Die Piloten des Egyptair-Flugzeuges sollen dem zyprischen Staatsfernsehen RIK zufolge bei den Fluglotsen in Larnaka eine außerplanmäßige Landung wegen einer Entführung beantragt haben. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Maschine im zyprischen Flugkontrollraum. Die Maschine sei um 8:46 Uhr Ortszeit (7:46 Uhr MESZ) in Larnaka gelandet.
Die Sicherheit an ägyptischen Flughäfen war im vergangenen Jahr in die Kritik geraten. Ende Oktober detonierte in einem vom Badeort Scharm el Scheich gestarteten russischen Urlaubsflieger eine Bombe. Die Maschine stürzte über der Sinai-Halbinsel ab. Alle 224 Insassen starben. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte sich zu der Tat bekannt.
dpa/belga/cd - Bild: Behrouz Mehri (afp)