Nach dem verheerenden Autobomben-Anschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara eskaliert der Konflikt mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Nur Stunden nach dem Anschlag mit mindestens 37 Toten flog die türkische Luftwaffe in der Nacht zu Montag Angriffe auf PKK-Stellungen im Nordirak, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Nach Angaben von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu weisen die Ermittlungen darauf hin, dass die PKK für den Anschlag in Ankara verantwortlich war.
"Es gibt sehr ernste, beinahe sichere Hinweise, die vor allem auf die separatistische Terrororganisation hindeuten", sagte Davutoglu. Die Untersuchung sei aber noch nicht endgültig abgeschlossen. Elf Menschen seien im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen worden. Mindestens ein, möglicherweise aber auch zwei Selbstmordattentäter seien unter den Toten. Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus sagte, bei einem der Täter habe es sich um eine Frau gehandelt.
Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu sagte am Montag, drei Schwerverletzte seien in der Nacht in Krankenhäusern gestorben. 48 der mehr als 120 Verletzten würden weiter in Krankenhäusern behandelt, 15 davon auf der Intensivstation.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kündigte nach dem Anschlag an: "Unser Staat wird sein Recht auf Selbstverteidigung gegen alle Arten von terroristischen Bedrohungen nie aufgeben." Weiter hieß es in der Mitteilung: "Der Terrorismus wird in die Knie gezwungen werden."
Anadolu meldete weiter, bei Anti-Terror-Einsätzen gegen die PKK in Istanbul und weiteren Städten seien 79 Verdächtige festgenommen und mehrere Waffen beschlagnahmt worden. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag in Ankara, der international verurteilt wurde.
Militär bereitet neue massive Einsätze gegen PKK vor
In der kurdisch geprägten Südosttürkei bereitete das Militär neue massive Einsätze gegen die PKK vor. Über die Stadt Sirnak verhängte die Regierung dafür auf unbestimmte Zeit eine Ausgangssperre, wie sie bereits in der Nacht zum Montag in den Städten Nusaybin und Yüksekova in Kraft trat. In Nusaybin und Yüksekova wurden nach Armeeangaben vom Montag insgesamt 19 PKK-Kämpfer getötet.
Die regierungsnahe Zeitung "Sabah" schrieb, die Attentäterin habe sich zwischen zwei voll besetzten Linienbussen in einem weißen BMW in die Luft gesprengt, der mit TNT beladen gewesen sei.
Erst vor knapp einem Monat hatte in Ankara ein Selbstmordattentäter ebenfalls eine Autobombe gezündet und 29 Menschen mit in den Tod gerissen. Zu dieser Tat bekannte sich die aus der PKK hervorgegangene Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK). Die TAK hatte damals zugleich weitere Anschläge angekündigt.
Die Gewalt in der Türkei eskaliert im Südosten des Landes, sie erfasst aber zunehmend auch die Metropolen. Am 12. Januar hatte sich in Istanbul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, zwölf deutsche Touristen kamen dabei ums Leben. Diese Tat wurde der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zugeschrieben.
Das gilt ebenso für einen Selbstmordanschlag im Oktober vergangenen Jahres in Ankara, der einer pro-kurdischen Demonstration galt. Bei dem schwersten Anschlag in der Geschichte der türkischen Republik kamen mehr als 100 Menschen ums Leben.
UN-Chef Ban verurteilt den Anschlag
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den Autobomben-Anschlag im Zentrum der türkischen Hauptstadt Ankara scharf verurteilt. Den Familien der Opfer sprach Ban laut Mitteilung der Vereinten Nationen aus der Nacht zum Montag sein Beileid aus. Die Vereinten Nationen stünden in dieser schwierigen Zeit an der Seite des türkischen Volkes und seiner Regierung.
Keine Informationen über belgische Opfer
Über mögliche Opfer aus Belgien bei dem Anschlag in der Elfenbeinküste liegen keine Informationen vor. Darauf hat das Außenministerium hingewiesen. Nachfragen bei großen Reiseveranstaltern hätten ergeben, dass zum Zeitpunkt des Anschlags keine Touristen aus Belgien vor Ort gewesen seien.
dpa/belga/rkr/jp/mh - Bild: Adem Altan (afp)