Der Sprecher des UN-Hilfswerks UNHCR im nordgriechischen Flüchtlingslager Idomeni, Babar Baloch, hat die Zustände dort als unhaltbar bezeichnet. "Es ist ein Weckruf für die führenden Politiker der EU, denn das hier ist eine humanitäre Krise", sagte der Sprecher am Sonntag. Das Lager Idomeni liegt unmittelbar an der Grenze zu Mazedonien. Der nördliche Nachbar lässt täglich nur bis zu 250 Asylsuchende passieren, die aus dem griechischen Lager kommen.
Nach UNHCR-Angaben hielten sich am Sonntag in Idomeni bereits 13.000 Menschen auf. Täglich träfen dort zehnmal mehr Flüchtlinge ein, als Mazedonien auf der sogenannten Balkanroute weiterreisen lasse. Mehr als die Hälfte von ihnen (55 Prozent) seien derzeit Frauen und Kinder. Das Lager war ursprünglich für 2000 Menschen angelegt worden. Tausende campieren inzwischen unter freiem Himmel auf den Feldern vor dem Lager.
Die Europäische Union will am Montag auf einem Krisengipfel mit der Türkei über Auswege aus dem Flüchtlingsdrama beraten. Die Lage gilt allerdings als komplex. Schnelle Lösungen sind nicht zu erwarten. "Griechenland braucht Hilfe", sagte UNHCR-Sprecher Baloch. "Ansonsten werden verzweifelte Flüchtlinge noch mehr leiden müssen." Besonders Kinder seien betroffen. Immer mehr von ihnen müssen wegen Atemwegserkrankungen behandelt werden.
Die Situation der Flüchtlinge an der griechisch-mazedonischen Grenze dürfte sich in den nächsten Tagen weiter verschlimmern. Mazedonien hat die Einreisebedingungen erneut verschärft. Jetzt darf nur noch einreisen, wer aus einer Stadt kommt, in der Krieg herrscht. Flüchtlinge aus dem syrischen Aleppo dürfen ins Land – solche, die aus Damaskus kommen, nicht.
dpa/standard/mh/km - Bild: Louisa Gouliamaki/AFP