Wenn es familiäre Verbindungen nach Großbritannien gibt, sollen die Betroffenen zu ihren Verwandten weiterreisen dürfen, wie Hollande und Cameron am Donnerstag nach einem Treffen in Amiens sagten. "Wir brauchen eine schnellere und effizientere Lösung für unbegleitete Minderjährige", sagte Hollande nach Ende des französisch-britischen Gipfeltreffens.
Die zuständigen Ministerien beider Länder sollten diese Fälle rasch prüfen. Nach Angaben von Hilfsorganisationen halten sich mehr als 300 Minderjährige ohne Begleitung in dem Barackenlager auf.
Cameron kündigte an, Großbritannien werde Frankreich in diesem Jahr zusätzlich mit 22 Millionen Euro in der Flüchtlingsfrage unterstützen. Die beiden Politiker wiesen darauf hin, die Flüchtlingsfrage sei ein europäisches Thema. Deswegen muss es nach ihren Worten beim EU-Türkei-Gipfel am Montag um eine realistische, effektive und einheitliche Position gehen.
Die Grenzen von Großbritannien, das nicht Mitglied im Schengen-Raum ist, werden bereits in Calais kontrolliert. Deswegen sammeln sich seit Jahren Tausende von Flüchtlingen in der nordfranzösischen Stadt. Sie wollen per Schiff oder über auf Zügen verladene Lastwagen illegal auf die Insel gelangen. Dort versprechen sie sich bessere Startbedingungen. Hollande appellierte erneut an die Betroffenen, in Frankreich Asyl zu beantragen. Dafür stehe in Calais und dem Reste des Landes alles bereit, sagte der Staatschef.
Die Ankündigung von Frankreichs Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, bei einem Austritt Großbritanniens aus der EU könne Frankreich seine Grenzkontrollen vor dem Kanaltunnel in Calais beenden, wiederholte Hollande nicht. Frankreich werde keinen Druck ausüben, dies sei eine Entscheidung der britischen Wähler am 23. Juni. Gleichzeitig betonte Hollande, die Konsequenzen eines "Brexit" seien für niemanden abzusehen.
Im Flüchtlingslager in Calais ging am Donnerstag die umstrittene Räumung von Teilen des Geländes weiter. Einige Flüchtlinge nähten sich aus Protest gegen die Arbeiten die Münder zu, wie die Präfektur berichtete. Zuvor war es in der Nacht wieder weitgehend ruhiggeblieben. Wie in den Vortagen wurden an einigen Stellen Zelte oder Baracken angezündet.
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