Bei einem Überraschungsangriff hat die IS-Terrormiliz das Zentrum der westlibyschen Stadt Sabrata kurzzeitig unter Kontrolle gebracht und mindestens 16 Menschen getötet. Einigen Opfern sei die Kehle durchgeschnitten worden, meldete die Nachrichtenagentur Libyan Cloud News Agency (LCNA) am Mittwoch. Auch fünf Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) seien bei Kämpfen ums Leben gekommen. Lokale Kräfte hätten die Kontrolle mittlerweile zurückgewonnen, hieß es. Die Lage sei aber angespannt.
Der Chef des lokalen Militärrates, Tahir al-Gharabili, sagte dem Sender Libya Channel, IS-Anhänger hätten am Vorabend mehrere Gebäude im Zentrum Sabratas eingenommen, darunter die Polizeidirektion. Es habe sich um 150 bis 200 Anhänger der Extremisten gehandelt. Die Mehrheit von ihnen komme aus Tunesien.
Sabrata liegt rund 80 Kilometer östlich der Grenze zu Tunesien. Das US-Militär hatte dort am vergangenen Freitag ein IS-Terrorcamp bombardiert. Dabei kamen nach lokalen Angaben mehr als 40 Menschen ums Leben. In Libyen herrscht seit dem Sturz von Diktator Muammar al-Gaddafi Bürgerkrieg. Zahlreiche Milizen bekämpfen sich. Das Chaos machen sich Extremisten wie der IS zunutze.
Zudem konkurrieren in Libyen zwei rivalisierende Regierungen und Parlamente miteinander: einem international anerkannten Abgeordnetenhaus in der ostlibyschen Stadt Tobruk steht eine von Islamisten dominierte Kammer in Tripolis gegenüber.
Bislang scheiterten alle Versuche, eine unter UN-Vermittlung ausgehandelte Einheitsregierung zu bilden. 100 Mitglieder des Tobruk-Parlaments erklärten zwar am Dienstag über den Sender Libya TV ihre Unterstützung für die neue politische Führung. Wegen des Widerstands anderer Parlamentarier steht die benötigte offizielle Zustimmung des Abgeordnetenhauses jedoch noch aus.
Soldaten der international anerkannten Regierung brachten zugleich nach eigenen Angaben die Stadt Bengasi nach zweijährigen Kämpfen vollständig unter ihre Kontrolle. Der Sieg der Truppen des einflussreichen, aber umstrittenen Generals Chalifa Haftar über islamistische Milizen wurde auch von Einwohnern bestätigt.
dpa/mh/sr