Einen Tag nach der blutigen Niederschlagung des Aufstands in Bangkok ist zwar vielerorts Ruhe eingekehrt, doch ganz ist der Widerstand der Demonstranten noch nicht gebrochen. Die thailändische Armee hatte nach ihrer Großoffensive gegen die Rothemden nach wie vor nicht überall die Oberhand.
Ein Militärsprecher räumte am Donnerstag ein, dass nicht alle Viertel der Hauptstadt gesichert seien. Soldaten waren mit Gewehren im Anschlag im Einsatz. Nach ihren Angaben leisteten Demonstranten vereinzelt Gegenwehr. Gleichzeitig kündigte die Regierung ein Versöhnungsangebot an.
Soziale Ungerechtigkeiten sollen untersucht werden
Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva halte an seinen Vorschlägen von vergangener Woche fest, berichtete die «Bangkok Post» unter Berufung auf den Leiter seines Büros, Korbsak Sabhavasu. Dazu gehöre unter anderem eine Untersuchung sozialer Ungerechtigkeiten, die die Rothemden angeprangert hatten. «Das dauert vier Monate. Wenn alles geschafft ist, gibt es Neuwahlen», zitierte ihn die Zeitung.
Opfer und Ruinen
Die Angaben über die Opferzahlen schwankten. Am Mittwoch kamen mindestens 14 Menschen ums Leben, Dutzende wurden verletzt. Seit Beginn der Proteste liegt die Opferzahl damit bei mehr als 70, die der Verletzten bei knapp 400. Unter anderem wurden mehrere Leichen aus einem Tempel in unmittelbarer Nähe des Protestzentrums geborgen. Dort hatten Hunderte Rothemden Zuflucht gesucht, nachdem die UDD-Führung sich ergeben hatte.
In Bangkoks Innenstadt rauchten am Donnerstag noch die Ruinen von Einkaufszentren, Banken und einem Theater, das wütende Rothemden nach dem Militäreinsatz in Brand gesetzt hatten. Die Regierung verurteilte die Randalierer scharf. «Wir verstehen ihren Frust», sagte Sprecher Panitan Wattanyakorn. «Aber die Gewalt war mehr als Frust. Das war organisierte Kriminalität.» Die Regierung verlängerte die nächtliche Ausgangssperre bis Sonntag. Sie galt in fast zwei Dutzend Provinzen, um möglichen Sympathie-Aktionen für die Rothemden vorzubeugen.
In dem geräumten Geschäftsviertel Ratchaprasong, in dem sich tausende Demonstranten seit Ostern verbarrikadiert hatten, begannen unterdessen die Aufräumarbeiten. Bulldozer schoben die verkohlten Reste der Barrikaden aus Autoreifen zusammen, Straßenkehrer sammelten zurückgelassenen Müll ein. Die Feuerwehr sprühte Wasser auf kokelnde Ruinen - darunter das mehrstöckige Einkaufszentrum «Central World», das am Mittwoch in Flammen aufgegangen und völlig ausgebrannt war. Es gehört einer Firma, die die Rothemden der Führungsschicht zurechnen. Insgesamt brannten laut Stadtverwaltung zeitweise 35 Gebäude.
Die alte Ordnung
Teil der Proteste war eine Auflehnung gegen «die alte Ordnung», in der einflussreiche Familien und Royalisten Macht und Einfluss unter sich verteilen und die armen Massen an den Rand gedrängt werden. Dazu rechneten die Demonstranten auch Abhisit, der aus einer wohlhabenden Bangkoker Familie stammt. Er kam nach einem dubiosen Machtgerangel im Parlament an die Macht, obwohl bei den letzten Wahlen im Dezember 2007 eigentlich Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra gewonnen hatten. Ihn unterstützen auch die Rothemden. Ihre zentrale Forderung war der Rücktritt der Abhisit-Regierung.
Das Oppositionsbündnis UDD, das die Proteste seit Mitte März dirigiert hatte, rief seine Anhänger zur Aufgabe auf. «Meine Botschaft ist: Unser Kampf ist gerecht und geht weiter, wir sollten unserem Ärger aber nicht durch Randalieren Luft machen», sagte Kokaew Pikulthong, der in der UDD bisher im Hintergrund agiert hatte, nach Angaben der Zeitung «Nation». Weitere Mitglieder der Führungsriege wie Veera Musigkapong und Weng Tojirakarn stellten sich der Polizei.
dpa - Bild: epa