Die Flutwelle kommt näher. Am Donnerstag bereiteten sich die Behörden in der Mitte Polens auf die Wassermassen vor, auch die Hauptstadt Warschau war bedroht. In Tschechien und der Slowakei entspannte sich die Lage, ebenso im Süden Polens. Die Wassermassen in Weichsel und Oder bewegten sich flussabwärts nach Norden. Nach Angaben des Fernsehsenders TVPInfo starben in den Fluten bisher neun Menschen, drei wurden am Donnerstagmorgen noch vermisst. In Krakau kam ein 65-Jähriger durch einen Stromschlag ums Leben, als er seinen überfluteten Keller auspumpen wollte.
In Warschau gilt der Zoologische Garten am rechten Weichsel-Ufer als besonders gefährdet. Der Zoodirektor schloss nicht aus, dass einige gefährliche Tiere erschossen werden müssen, falls das Wasser ihre Gehege erreicht. Auf die Flutwelle bereitete sich auch die niederschlesische Metropole Breslau vor. Die Höchststände der Oder wurden dort am Freitagmorgen erwartet.
Polens Regierungschef Donald Tusk sagte, die Pegel der Weichsel seien an einigen Orten höher als jemals in den vergangenen 160 Jahren. Die Schäden könnten sich auf zwei Milliarden Euro summieren. Er sprach sich dennoch dagegen aus, in den betroffenen Gebieten formell den Notstand auszurufen. Das wäre «in politischer Hinsicht abenteuerlich.» In Polen soll am 20. Juni ein neuer Staatspräsident gewählt werden. Würde der Notstand ausgerufen, müsste die Wahl laut Gesetz auf den Herbst verschoben werden.
Annett Klimpel (dpa) - Bild: epa