Fast 1000 Jahre nach der Kirchenspaltung wollen die katholische und die russisch-orthodoxe Kirche mit dem ersten Treffen beider Kirchenoberhäupter wieder enger zusammenrücken. Als erster traf das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, Donnerstagabend (Ortszeit) in Kubas Hauptstadt Havanna ein. Präsident Raúl Castro nahm Kirill in Empfang, der die langen Beziehungen beider Staaten lobte. Papst Franziskus soll später in Havanna landen.
Franziskus und Kirill treffen sich um 14.15 Uhr Ortszeit (20.15 Uhr MEZ) am Flughafen der Stadt zu der historischen ersten Begegnung. Sie wollen unter anderem über die Christenverfolgung in den Krisenherden in Nahost, Afrika und Asien sowie über christliche Werte beraten.
Mit der Begegnung in Havanna wollen sie in Zeiten von Terror, Krieg und Vertreibung ein kraftvolles ökumenisches Zeichen setzen und eine gemeinsame Erklärung zu dem Treffen veröffentlichen. Seit rund 20 Jahren gab es Pläne für ein solches Treffen, das nun durch einen Aufenthalt beider Kirchenoberhäupter in der Region möglich wird.
Kirill gilt als Kritiker liberaler Werte und Verfechter eines Traditionalismus mit einem guten Draht zu Präsident Wladimir Putin. Theologisch trennt die beiden Konfessionen nur wenig - allerdings gibt es viele politische Stolpersteine, gerade durch die neue Eiszeit in Europa im Zuge der Krim-Annektion und des Ukraine-Konflikts. Der Papst reist von Havanna weiter zu einem mehrtägigen Besuch in Mexiko.
Katholiken und Orthodoxe gehen seit der Kirchenspaltung (Schisma) aus dem Jahr 1054 getrennte Wege. Die «orthodoxe Welt» ist in 14 Kirchen zersplittert. Die größte ist der russisch-orthodoxe Zweig mit rund 150 Millionen Gläubigen. Der katholische Kirche gehören rund eine Milliarde Menschen an. In den vergangenen Jahrzehnten trafen Franziskus und seine Vorgänger zwar andere orthodoxe Patriarchen, aber bisher nicht den russischen.
dpa/belga/jp/est - Foto: Andreas Solaro (afp)