Ein weiterer Mensch ist nach dem verheerenden Zugunglück in Oberbayern seinen Verletzungen erlegen. Mit nun elf Toten ist die Kollision zweier Regionalzüge in Bad Aibling das schwerste Eisenbahnunglück in Deutschland seit Eschede im Jahr 1998. Noch 20 Menschen gelten als schwer verletzt, einige von ihnen befinden sich nach wie vor in kritischem Zustand.
Trauer und Betroffenheit nicht nur in der Region sind groß. Über allem schwebt die Frage nach dem Warum. Doch die Ursache für das Unglück auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim ist weiter unklar. "Wir haben zwei Komponenten, in denen wir ermitteln: die technische Seite und die menschliche Seite", erläuterte ein Polizeisprecher. Es gebe noch keine Tendenz, in welche Richtung sich der Fokus der Ermittlungen verschieben werde.
Während die Experten Signalanlagen untersuchten und die zwei bereits gefundenen Blackboxes auswerteten, stand für die Betroffenen die psychische Bewältigung der Katastrophe im Vordergrund. Der Betreiber der Mangfalltalbahn rief zu einer Schweigeminute auf.
Für diesen Sonntag ist in Bayern Trauerbeflaggung angeordnet, weil in Bad Aibling ein ökumenischer Trauergottesdienst stattfindet. Ein weiterer Gottesdienst speziell für Rettungskräfte soll folgen. Etwa 850 Helfer - davon 100 aus Österreich - waren und sind im Einsatz.
Schwierige Aufräumarbeiten
Die Fachleute arbeiten mit schwerem Gerät an der Bergung der Zugwracks. Zum Einsatz kommen Kräne mit gigantischem Hebe-Vermögen, Metallschneider und kräftige Spreizer. Am Donnerstag wurden zunächst die noch fahrfähigen Waggons zu den jeweils nächstgelegenen Bahnhöfen gezogen. Die Arbeiten sollen nach Angaben der Deutschen Bahn spätestens am Sonntag abgeschlossen sein.
Den dritten, noch vermissten Fahrtenschreiber konnten die Beteiligten zunächst nicht finden. "Es geht sehr langsam voran, weil es sehr schwierig ist, diese beiden ineinander verkeilten Zuggarnituren voneinander zu trennen", erläuterte ein Polizeisprecher. Die Arbeiten sind nicht ungefährlich: "Da ist ja unheimlich viel Energie in dem Metall gespeichert, und wenn die Wracks auseinandergezogen werden, könnte es sein, dass ein Metallteil wie ein Pfeil weggeschleudert wird."
Die Aufräumarbeiten werden auch dadurch erschwert, dass die Unglücksstelle in einem schwer zugänglichen Waldstück an einer Hangkante liegt, die steil zum Mangfallkanal abbricht.
dpa/mh/km - Bild: Peter Kneffel/AFP