In Griechenland und dem südlichen Balkan zeichnet sich eine massive Verschärfung der Flüchtlingskrise ab. Mazedonisches Militär zog weitere mit Stacheldraht bewehrte Zäune an der Grenze zu Griechenland hoch. Sie sollen nach dem Willen der Verantwortlichen in Skopje die Flüchtlinge stoppen, die immer noch zu Tausenden die lebensgefährliche Bootsfahrt von der Türkei über die Ägäis nach Griechenland wagen. Und dann von dort über den Balkan nach Westeuropa gelangen möchten.
Am Mittwoch kamen in Piräus wieder knapp 2.200 Migranten von den Ägäis-Inseln an. Sie hatten in den vergangenen Tagen von der Türkei aus auf die griechischen Inseln übergesetzt. Bei einer Schließung der Balkanroute könnten Zehntausende Migranten in Griechenland festsitzen. Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras versicherte im Fernsehen, bis nächste Woche werde Athen seine Verpflichtungen zum Bau von Flüchtlings-Registrierzentren - sogenannten Hotspots - erfüllt haben.
Damit die Flüchtlinge gar nicht erst übers Meer nach Griechenland kommen, schlug die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen den Einsatz von Nato-Schiffen vor. Sie sollten in dem Seegebiet zwischen Türkei und Griechenland die Schleuserbanden bekämpfen. "Eine Präsenz der Nato-Schiffe wäre ein ganz entscheidender Schritt, um den Schlepperbanden das Geschäft zu erschweren", sagte von der Leyen der Wochenzeitung "Die Zeit". Über den Vorschlag berät die Allianz.
Weiter nördlich begann Mazedonien mit Vorbereitungen für die Rückführung abgelehnter Migranten auf der Balkanroute. Die ersten acht von 22 Wohncontainern seien im Ort Tabanovce an der Grenze zu Serbien errichtet worden, berichteten die Medien in Skopje. Sie sind für Flüchtlinge auf der Balkanroute gedacht, die wegen der gedrosselten Einreise nach Österreich über Slowenien und Serbien wieder nach Mazedonien zurückkommen.
An der mazedonischen Grenze zu Griechenland hat das mazedonische Militär diese Woche mit dem Bau eines zweiten Grenzzauns begonnen, der 37 Kilometer lang werden soll. Er läuft parallel zu der schon im vergangenen November errichteten ersten Grenzsperre.
Beobachter in Athen gehen davon aus, dass die Regierungen einiger EU-Staaten auf einen deutlichen Rückgang der Flüchtlingszahlen hoffen, wenn die Balkanroute durch mehrere Zäune versperrt ist und sich die Lage unter den Migranten herumspricht. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) haben seit Jahresbeginn und bis zum 9. Februar 70.365 Migranten aus der Türkei nach Griechenland übergesetzt.
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