Nach dem schweren Zugunglück in Bayern konzentrieren sich die Ermittlungen nun auf die Suche nach der genauen Unglücksursache. Verschiedene Medien hatten berichtet, dass menschliches Versagen zu dem Frontalzusammenstoß der beiden Züge geführt hatte. Experten suchen noch nach der dritten Blackbox. Die anderen beiden Fahrtenschreiber waren schon am Dienstag gefunden worden. Sie werden derzeit ausgewertet.
Inzwischen gehen die Einsatzkräfte nicht mehr davon aus, dass weitere Tote in den Wracks gefunden werden. Es wird entgegen vorheriger Aussagen niemand mehr vermisst. Bei dem Unglück waren mindestens zehn Menschen getötet worden, es gab rund 80 Verletzte. Es war das schwerste Zugunglück in Bayern seit mehr als 40 Jahren.
Tragödie durch menschliches Versagen ausgelöst?
Wer genau für das Unglück verantwortlich zu machen ist, war zunächst nicht bekannt. Bayerns Innenminister Herrmann sprach im Deutschlandfunk von Hinweisen sowohl auf technische Störungen als auch auf menschliches Versagen. Dem müsse nun sorgfältig nachgegangen werden.
Mit schwerem Gerät soll am Mittwoch damit begonnen werden, die Zugwracks zu entfernen. Auch die Suche nach einer an der Unfallstelle noch immer vermissten Person soll fortgesetzt werden, hatte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd am Dienstagabend mitgeteilt. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) wollte am Mittwoch die Unglücksstelle besuchen und mit den Rettungskräften sprechen. Wegen des Unglücks hatten sich die Parteien entschieden, auf den Politischen Aschermittwoch in Bayern zu verzichten.
Bergung der Trümmer wird mehrere Tage dauern
Am Dienstagmorgen waren zwei Nahverkehrszüge auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim frontal ineinander gekracht. "Der eine Zug hat sich förmlich in den anderen hineingebohrt und die Kabine des zweiten Zuges komplett auseinandergerissen", berichtete ein sichtlich betroffener Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). 18 Menschen wurden schwer, 63 Reisende leicht verletzt.
Die Rettungs- und Bergungsarbeiten gestalteten sich extrem schwierig, weil die Unglücksstelle in einem Waldstück an einer Hangkante neben dem Flüsschen Mangfall liegt. Rund 700 Rettungskräfte kümmerten sich um die Verletzten. Zum Teil zogen die überwiegend ehrenamtlichen Helfer die Opfer auch in Bergungssäcken mit Winden an den Hubschraubern hoch und flogen sie an das andere Ufer der Mangfall.
Die 37 Kilometer lange Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim wurde nach dem Unglück komplett gesperrt. Wann die Strecke wieder geöffnet werden kann, war zunächst unklar. Zwei Bergungszüge mit Kränen sollen im Nachmittag versuchen, die Waggons der beiden ineinander verkeilten Züge auseinander zu ziehen. Dies kann nach Einschätzung der Rettungskräfte mindestens zwei Tage dauern. Ungefähr hundert Helfer sind im Einsatz.
dpa/jp - Bild: Lukas Barth (afp)