Bei Protesten gegen den Bau eines Registrierzentrums für Migranten ist es auf der griechischen Touristeninsel Kos den zweiten Tag in Folge zu Auseinandersetzungen gekommen. Nach Polizeiangaben zündeten Demonstranten am Samstag auf der Zufahrtstraße zu dem sogenannten Hotspot bei Pyli-Limni Reifen an und bewarfen Beamte mit Steinen. Bereits am Vortag war es zwischen der Polizei und Demonstranten zu Ausschreitungen gekommen.
Nach internationaler Kritik drückt Griechenland beim Hotspot-Bau aufs Tempo. Fünf Zentren sollten eigentlich Ende 2015 fertig sein, bislang gibt es jedoch nur eines auf der Insel Lesbos. Deutschland und Frankreich wollen nun Hilfe leisten.
Kos ist eine der griechischen Inseln, auf die täglich Hunderte von der wenige Kilometer entfernten türkischen Küste übersetzen. Viele Inselbewohner befürchteten, der Flüchtlingszustrom werde ihre wichtigste Einkommensquelle, den Tourismus, ruinieren, sagte der stellvertretende Bürgermeister David Geraskalis. Aus diesem Grund fordern sie, dass die Migranten sofort zum Festland gebracht werden.
Das Registrierzentrum auf Kos soll in einer alten Kaserne entstehen. Dort hatten am Freitag die Bauarbeiten begonnen. "Bis nächste Woche wird es fertig sein", sagte Vize-Verteidigungsminister Dimitris Vitsas am Samstag im griechischen Fernsehen.
Verteidigungsminister Panos Kammenos hatte seine EU-Kollegen am Freitag über die Fortschritte beim Bau der Hotspots informiert. Aus Kreisen des Ministeriums hieß es, auf der Insel Chios seien bereits rund 100 Wohncontainer aufgestellt. Zudem sollten in einer verlassenen Werkhalle mehr als 600 Menschen Aufnahme finden. Die Einrichtung solle in den nächsten Tagen an das Strom- und Wassernetz angeschlossen werden, berichtete die Athener Zeitung "Kathimerini".
Viel besser sehe es auf Leros aus. Auf der Insel soll ein geschlossenes Psychiatrie-Krankenhaus genutzt werden. 68 kleine Häuser sowie knapp 90 Containerwohnungen seien bereits fertig. Auch hier soll es in den kommenden Tagen Strom und Wasser geben. Auf der Insel Samos arbeiten Pioniere des Militärs, um den Hotspot auf dem Gelände eines ehemaligen Übungsplatzes zu errichten.
dpa/fs/km - Bild: AFP/STR