Der ehemalige Kommandeur der berüchtigten Rebellenmiliz LRA in Uganda, Dominic Ongwen, muss sich wegen schlimmster Verbrechen in 70 Fällen vor dem Internationalen Strafgerichtshof verantworten. Die Anklage beschuldigte ihn am Donnerstag in Den Haag unter anderem des mehrfachen Mordes, der Verstümmelungen, Sexualverbrechen und des Einsatzes von Kindersoldaten. "Die Opfer waren unschuldige Bürger, darunter auch viele Kinder", sagte Ankläger Benjamin Gumpert vor dem Weltstrafgericht.
Im Bürgerkrieg in Uganda kämpfte die LRA (Lord's Resistance Army) bis 2005 nicht nur gegen Regierungstruppen. Sie griff nach Darstellung der Anklage "systematisch und gezielt" vor allem Flüchtlingslager an.
Die Anklageschrift von rund 60 Seiten ist so umfangreich, dass das Gericht auf eine öffentliche Verlesung verzichtete. "Das wäre auch reine Zeitverschwendung", sagte der etwa 40 Jahre alte Angeklagte, der selbst einst Kindersoldat der LRA gewesen war. Zu den Vorwürfen sagte er: "Davon stimmt nichts."
Die Richter müssen in diesem auf fünf Tage angesetzten Vorverfahren zunächst prüfen, ob die Beweise der Anklage für die Eröffnung des Hauptverfahrens ausreichen. Wann darüber entschieden wird, steht noch nicht fest.
Anfang 2015 ergeben
Der in einen hellen Anzug gekleidete Angeklagte war nach Darstellung der Anklage einer der wichtigsten Befehlshaber der "Widerstandsarmee des Herrn" und Stellvertreter des berüchtigten LRA-Kommandanten Joseph Kony, der noch flüchtig ist. Ongwen hatte sich Anfang 2015 nach zehn Jahren auf der Flucht in der Zentralafrikanischen Republik ergeben.
Kern der Anklage sind Angriffe auf Flüchtlingslager im Norden Ugandas von 2002 bis 2005. Bürger wurden demnach getötet, "sogar stillende Mütter", schilderte Gumpert. Häuser seien verbrannt und Kinder von den Rebellen verschleppt worden. "Manche waren nicht älter als sechs Jahre alt." Jungen seien als Soldaten zwangsrekrutiert und Mädchen als Sexsklavinnen missbraucht worden. Mit Videos, abgehörten Funkgesprächen und Zeugen will die Anklage die Schuld Ongwens beweisen.
Die LRA strebt nach einem christlichen Gottesstaat. Durch ihren fast 30 Jahre dauernden Terror wurden Zehntausende Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben. 2005 zog sich die LRA in das Grenzgebiet zwischen Zentralafrika, dem Südsudan und dem Kongo zurück.
dpa/fs/sr - Bild: Michael Kooren/AFP