Die EU und die USA haben am Samstagabend ihre Wirtschafts- und Finanzsanktionen gegen den Iran aufgehoben. Damit kann Teheran unter anderem wieder Öl und Gas in die EU exportieren und erhält wieder Zugang zum internationalen Finanzmarkt. Andererseits dürfen Firmen aus dem Westen wieder mit Teheran Geschäfte machen.
Die IAEA hatte dem Iran am späten Abend bescheinigt, dass er sein Atomprogramm gemäß den Auflagen des Abkommens vom Sommer 2015 massiv zurückgebaut hat. Damit hatte die Organisation grünes Licht für die Aufhebung der Sanktionen gegeben. Die internationale Gemeinschaft hatte große Sorgen, dass Teheran eine Atombombe bauen könnte.
Die Islamische Republik hat gemäß der Vereinbarung unter anderem die Zahl der zur Uran-Anreicherung genutzten Zentrifugen auf rund 6.000 reduziert und die Bestände von angereichertem Uran drastisch verringert. Damit werden laut Vereinbarung die für den Iran so schmerzlichen Wirtschaftssanktionen durch UN, USA und EU fallen.
Der Schritt soll nach dem Willen der Verhandler auch einen Neubeginn in den bisher extrem frostigen Beziehungen zu Teheran markieren. Speziell das Verhältnis zwischen den USA und dem Iran war seit der Islamischen Revolution 1979 vergiftet. Aus Angst vor einer etwaigen iranischen Atombombe waren die Sanktionen in den vergangenen zehn Jahren eingeführt und immer mehr verschärft worden.
Viele positive Reaktionen
Nach Überzeugung von US-Außenminister John Kerry ist die Welt ein sichererer Ort geworden. Gerade mit Blick auf die aktuellen Konflikte in der Region sei es wichtig, dass der Iran nach dem nun erfolgten Rückbau seines Atomprogramms keine Nuklearwaffen mehr bauen könne.
Das Ergebnis zeige, dass mit politischem Willen, Ausdauer und multilateraler Diplomatie die schwierigsten Probleme lösbar seien, sagten die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif in einer gemeinsamen Stellungnahme am Samstag. "Das ist eine ermutigende und starke Botschaft", meinten sie.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon würdigt die Umsetzung des Abkommens als «bedeutenden Meilenstein». Damit werde der gute Wille aller beteiligten Parteien gezeigt, sagte Ban laut Mitteilung am Samstag in New York.
"Die Beziehungen zwischen dem Iran und der IAEA treten in eine neue Phase. Das ist ein wichtiger Tag für die internationale Gemeinschaft", sagte der Chef der Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, der am Sonntag nach Teheran reist, in Wien.
Präsident Hassan Ruhani gratulierte dem iranischen Volk zur Umsetzung des Atomabkommens und zur Aufhebung der Sanktionen. "Das Atomabkommen wurde heute Gott sei Dank erfolgreich umgesetzt", schrieb Ruhani auf seiner Twitterseite am Samstagabend. Er verneige sich vor der Geduld des iranisches Volkes und gönne ihm diesen ehrwürdigen Erfolg.
Warnende Stimmen aus Israel
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte dagegen erneut vor den Gefahren, die von der Regierung in Teheran ausgingen. Netanjahu erklärte am späten Samstagabend, Teheran werde weiter den Nahen Osten destabilisieren und weltweit den Terrorismus verbreiten. Teheran habe sein Streben nach Atomwaffen nicht aufgegeben. Er appellierte an die Weltmächte, den Iran sehr genau zu beobachten und auf jeden Verstoß des Iran zu reagieren.
Die europäische Industrie hofft, dass sie von einem Wiederaufleben der Wirtschaftsbeziehungen erheblich profitieren kann. Der Iran hat bereits erklärt, 114 Flugzeuge des Typs Airbus kaufen zu wollen.
Der belgische Unternehmerverband hat die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran begrüßt. In vielen Bereichen wie Gesundheit, Transportwesen, Energie, Bankenwesen oder Telekommunikation verfügten belgische Firmen über Kenntnis und Expertise.
dpa/cd/est - Foto: Atta Kenare (afp)