Nach dem Anschlag in der indonesischen Hauptstadt Jakarta hat die schwer bewaffnete Anti-Terror-Polizei ihren Einsatz beendet. Das teilte die Polizei am Donnerstag nach stundenlanger Krisenlage mit. Gerüchte, dass sich Attentäter in Gebäuden verschanzten und womöglich Geiseln festhielten, bestätigten sich nicht.
Die Polizei sprach von vier Attentätern, der Minister für Sicherheitsfragen von fünf. Sieben Menschen kamen ums Leben. Wer hinter den Anschlägen steckte, war weiterhin unklar.
Angreifer sollen Berichten zufolge eine Granate auf einen Polizeiposten geschleudert haben. Eine weitere Detonation soll direkt vor oder in einem Café passiert sein. Nach unbestätigten Berichten sollen Bewaffnete in ein nahe gelegenes großes Einkaufszentrum geflüchtet sein.
In der Umgebung liegen zahlreiche Hotels und Bürogebäude. Die deutsche Botschaft ist nur 1200 Meter entfernt. Jakarta ist im Gegensatz zu anderen Metropolen in Südostasien als Touristendestination nicht sehr populär.
Bei dem Anschlag ist ein niederländischer UN-Mitarbeiter schwer verletzt worden. Das bestätigte am Donnerstag ein Sprecher des Außenministeriums in Den Haag. Der niederländische Radiosender NOS hatte zunächst berichtet, dass der Mann getötet worden sei. Das Außenministerium rief Niederländer in Jakarta auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen.
In Live-Sendungen des Fernsehens war zu sehen, wie schwer bewaffnete Polizisten und Anti-Terroreinheiten im Einsatz waren. Die Umgebung wurde weiträumig abgesperrt.
Jeremy Douglas, Regionalvertreter des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) war nach eigenen Worten im UN-Büro gegenüber des Einkaufszentrums Sarinah, als sich die Explosionen ereigneten. "Wir sitzen hier im zehnten Stock fest", sagte er dem Fernsehsender BBC. "Wir sehen auf der Straße jede Menge Spezialeinheiten. Uns hat man gesagt, im Einkaufszentrum hätten sich Terroristen verschanzt."
Das Sarinah liegt im Herzen der Millionenmetropole und ist wegen seiner großen Souvenir-Abteilung bekannt. Ein Sprengsatz soll nach Medienberichten in einem kleinen Polizeiposten auf dem Mittelstreifen der vielbefahrenen mehrspurigen Straße vor dem Sarinah explodiert sein. Das Gebäude war im Fernsehen zu sehen. Die Wände waren nicht eingestürzt.
Indonesien ist das bevölkerungsreichste islamische Land der Welt. Rund 90 Prozent der 250 Millionen Einwohner sind Muslime. Muslimische Extremisten verübten nach der Jahrhundertwende mehrere blutige Anschläge. 2002 kamen auf der Ferieninsel Bali bei Sprengstoffanschlägen 202 Menschen um, darunter zahlreiche Touristen. Auch in Jakarta wurden mehrere blutige Anschläge auf Botschaften und Hotels verübt. Aber die Polizei hat die Terrorzellen durch einen kompromisslosen Anti-Terror-Kampf weitgehend neutralisiert.
dpa/sh/sr - Bild: Romeo GacadAFP