Erstmals in der Geschichte der spanischen Monarchie wird von diesem Montag an eine nahe Verwandte des Königs wegen eines Finanzskandals vor Gericht stehen. Die Infantin Cristina (50), die Schwester von König Felipe VI., ist in einem Prozess in Palma de Mallorca angeklagt, weil sie ihrem Ehemann Iñaki Urdangarin Beihilfe zum Steuerbetrug geleistet haben soll.
Der Ex-Handballstar Urdangarin (47) ist einer der Hauptangeklagten in dem Verfahren, das voraussichtlich bis zum Sommer dauern wird. Insgesamt 18 Verdächtige sind angeklagt. Cristina und ihr Mann werden nach Angaben der Justiz bei der Eröffnung des Verfahrens in der hintersten Reihe der Angeklagten Platz nehmen. Allerdings werden sie nicht nebeneinandersitzen.
Urdangarin und seinem Geschäftspartner Diego Torres wird in der Anklage vorgeworfen, als Chefs der gemeinnützigen Stiftung Nóos etwa sechs Millionen Euro unterschlagen zu haben. Cristina, die auf dem sechsten Rang in der Thronfolge steht, soll ihrem Mann dabei geholfen haben, in den Jahren 2007 und 2008 Einnahmen dem Finanzamt vorzuenthalten.
Ihre Anwälte wollen bei der Eröffnung des Prozesses den Antrag stellen, das Verfahren gegen die Schwester des Königs einzustellen. Sie begründen dies damit, dass sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Steuerbehörden gegen eine Anklageerhebung waren. Die Anklage der Infantin basiert allein auf dem Klagegesuch der Gewerkschaft Manos Limpias (Saubere Hände), die acht Jahre Haft fordert. Das Gericht will bis Februar entscheiden, ob Cristina weiterhin angeklagt bleibt. Dann soll die Vernehmung der Angeklagten, der Zeugen und Sachverständigen beginnen.
Der Skandal hatte dem Ansehen der Monarchie in Spanien schweren Schaden zugefügt. Er dürfte indirekt dazu beigetragen haben, dass der damalige König Juan Carlos im Juni 2014 abdankte, auch wenn dies offiziell nie bestätigt wurde. Der Nachfolger Felipe ging auf Distanz zu seiner Schwester und deren Mann, um zu verhindern, dass der Skandal das Image des Königshauses weiter belastet.
dpa/rkr/km - Bild: Jaime Reina/AFP