Der Machtkampf zwischen Oppositionellen und Regierung in Bangkok eskaliert mehr und mehr zu einem Bürgerkrieg. Die Armee erklärte das Areal um das von Regierungsgegnern besetzte Geschäftsviertel zu einer Zone, in der «scharf geschossen wird».
Thailands Regierungschef Abhisit Vejjajiva drohte in einer vom Fernsehen übertragenen Erklärung, die Sicherheitskräfte würden jetzt entschlossen gegen die Rothemden vorgehen: "Wir werden die staatliche Ordnung, Ruhe und Frieden wiederherstellen."
Die Zeitung 'Bangkok Post' berichtete derweil unter Berufung auf Krankenhäuser, bei den Unruhen seien seit Donnerstag 22 Menschen getötet worden, sechs davon am Samstag. Es gebe weit über 100 Verletzte.
Strom- und Wasserversorgung abgeschaltet
Zivilisten und Journalisten dürfen das besetzte Viertel nicht mehr betreten. Die Sicherheitskräfte zogen Stacheldraht um das Gelände an der Ratchaprasong-Straße. Dahinter waren immer wieder Gewehrsalven zu hören. Von weitem war Rauch zu sehen, einzelne Barrikaden standen in Flammen.
Strom und Wasser wurden in dem Viertel abgestellt, Lastwagen mit Nahrungsmitteln und Getränken können nicht mehr passieren. Tausende Soldaten bauten einen Ring von Straßensperren um das Geschäftsviertel, um zu verhindern, dass Sympathisanten die Reihen der eingeschlossenen Demonstranten verstärken.
Die Rothemden forderten «einen Waffenstillstand». Tausende Rothemden haben sich hinter Barrikaden aus Autoreifen und Zäunen mit scharfen Bambusstangen verbarrikadiert. Die Zahlen über ihre Stärke gehen auseinander: Sicherheitskräfte schätzten sie am Samstag auf bis zu 8000, das Oppositionsbündnis UDD selbst sprach von 15.000. Die UDD will nicht aufgeben. Die Regierung hat eine Kapitulation ausgeschlossen.
Die Regierung betonte, dass die Soldaten nur schießen, um ihr eigenes oder das Leben anderer zu retten. Nach Angaben der Sicherheitskräfte sind unter den Demonstranten aber militante Aktivisten, die gezielt auf Polizisten und Soldaten feuern und ein Blutbad provozieren wollten.
Ban: "Kehrt zum Dialog zurück"
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief beide Seiten zur Ruhe auf. Sie sollten zum Dialog zurückzukehren, um die Probleme friedlich zu lösen, sagte er nach Angaben einer Sprecherin in New York. Die Regierung hat allerdings neue Verhandlungen mit den Demonstranten vorerst ausgeschlossen.
Ministerpräsident Abhisit ist verärgert, weil die UDD einen fast sicher geglaubten und im Prinzip schon vereinbarten Kompromiss mit immer neuen Forderungen platzen ließen. Deshalb hatte er den neuen Armee-Einsatz angeordnet.
Die UDD verlangt den Rücktritt der Regierung. Sie besteht überwiegend aus Anhängern des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. Dessen Anhänger gewannen die Wahlen 2007. Sie wurden aber nach Straßenprotesten und juristischen Manövern aus der Regierung gedrängt.
Abhisit kam nur an die Macht, weil ein Koalitionspartner der Thaksin-freundlichen Regierung die Seiten wechselte.
dpa/rkr/km - Bild: epa