Nach Kriegstönen und Annäherungsversuchen im alten Jahr hat sich Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nun für offene Gespräche mit Südkorea ausgesprochen. Pjöngjang wolle aggressive Anstrengungen unternehmen, "Gespräche zu führen und die Beziehungen zu Südkorea zu verbessern", sagte der Herrscher des weithin abgeschotteten Landes in seiner vierten Neujahrsansprache seit der Machtübernahme Ende 2011. Einen konkreten Gesprächsvorschlag machte er dennoch nicht. Den wirtschaftlichen Wiederaufbau des verarmten, aber hochgerüsteten Landes erklärte Kim zur obersten Priorität.
Auch die etwa 30-minütige Rede am Freitag, die vom Staatsfernsehen übertragen wurde, war nicht frei von Warnungen in Richtung Südkorea. Dennoch werteten südkoreanische Kommentatoren den Ton Kims als eher zurückhaltend. Regierungs- wie Oppositionslager in Südkorea begrüßten die Rede vorsichtig.
"Wir sind zu unvoreingenommenen Gesprächen mit jedem bereit, der Frieden und die Wiedervereinigung will", sagte Kim, der Anfang 30 sein soll. Zugleich warnte er die Regierung in Seoul jedoch, von Aktionen Abstand zu nehmen, die "die versöhnliche Atmosphähre" beinträchtigten. Wie üblich drohte er mit einem "erbarmungslosen Heiligen Krieg", sollten es Aggressoren und Provokateure wagen, die Souveränität des Landes anzugreifen.
Erneut kritisierte er die gemeinsamen Militärmanöver der USA mit Südkorea. Das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm erwähnte Kim nicht. Nordkorea führte zwischen 2006 und 2013 drei Atomtests durch, auf die der UN-Sicherheitsrat jeweils mit einer Verschärfung der Sanktionen gegen das kommunistische Regime reagierte.
Kim rief Seoul auf, das Abkommen zwischen beiden Ländern im August zu würdigen. Damals versprachen beide Seiten, Schritte zur Entspannung zu machen. Als Teil des Abkommens hatten Mitte Dezember zwar weitere Gespräche stattgefunden, doch gingen diese ohne Einigung zu Ende.
Einen Tag vor der Rede Kims hatte es ein Staatsbegräbnis für einen seiner engsten Berater gegeben. Kim Yang Gon, der den Staatsmedien zufolge bei einem Autounfall ums Leben kam, war für die Beziehungen zu Südkorea zuständig. In Seoul löste die Nachricht vom Tod des Sekretärs der in Nordkorea herrschenden Arbeiterpartei daher die Befürchtung aus, dass es in den innerkoreanischen Beziehungen vorerst keine Bewegung geben könnte.
Kim Jong Un sprach in seiner Rede von der Absicht, den Lebensstandard der Bürger verbessern zu wollen. "Alle Anstrengungen sollten auf den Aufbau einer Wirtschaftsmacht gerichtet werden."
dpa/fs - Archivbild: Rodong Sinmun (afp)