Bei der entscheidenden zweiten Runde der Regionalwahlen in Frankreich zeichnet sich eine höhere Beteiligung ab als im ersten Wahlgang vor einer Woche. Bis zum Mittag gingen knapp 19,6 Prozent der rund 45 Millionen Stimmberechtigten zur Wahl, wie das Innenministerium am Sonntag mitteilte. In der ersten Runde vor einer Woche waren es zu diesem Zeitpunkt 16,3 Prozent.
Mit Spannung wird das Abschneiden des rechtsextremen Front National (FN) erwartet. Trotz der Erfolge im ersten Wahlgang liegt die FN laut Umfragen diesmal in keiner der Regionen in Führung. Die Regionalwahlen sind die letzte landesweite Entscheidung vor der Präsidentschaftswahl 2017.
Präsident François Hollande stimmte in seinem Wahlkreis in der zentralfranzösischen Stadt Tulle ab. FN-Chefin Le Pen ging in der nordfranzösischen Stadt Henin-Beaumont zur Wahl. In der ersten Runde hatte die FN mit 27,7 Prozent ihr bisher bestes Ergebnis erzielt - vor den Konservativen um Ex-Präsident Nicolas Sarkozy (26,7) und dem Bündnis der regierenden Sozialisten von Staatschef François Hollande (23,1). Bei sechs der 17 Regionalwahlen lagen die Rechtsextremen vorn.
Sozialisten ziehen Kandidaten zurück
Dies dürfte sich diesmal ändern, weil die Sozialisten aussichtslose Kandidaten zurückgezogen haben, um den Rechtsextremen den Weg an die Spitze zu verbauen. In Nord-Pas-de-Calais-Picardie, wo die FN-Chefin Le Pen vergangenen Sonntag mit 40,6 Prozent klar vorn lag, sehen Umfragen nach dem Rückzug des sozialistischen Kandidaten den Republikaner Xavier Bertrand rund sechs Punkte vor Le Pen.
In der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur hatte die 26-jährige Marion Maréchal-Le Pen, Nichte der Parteichefin, ebenfalls mit knapp 41 Prozent gewonnen. In Umfragen rangiert sie nun zwei bis acht Punkte hinter dem Kandidaten der Konservativen, Christian Estrosi. Auch in dieser Region hatte der sozialistische Kandidat den Weg für eine Mehrheit gegen die FN durch einen Verzicht freigemacht.
In der Region Elsass-Champagne-Ardennen-Lothringen verweigerte dies der Sozialist Jean-Pierre Masseret. In Umfragen führt dennoch der Konservative Philippe Richert mit 43 Prozent zwei Punkte vor FN-Vize Florian Philippot, der vergangenen Sonntag noch an der Spitze gelegen hatte. In anderen Regionen dürften Sozialisten, die von Grünen und anderen Linksparteien unterstützt werden, und der bürgerliche Block unter den Republikanern laut Umfragen das Rennen jeweils unter sich ausmachen.
Viele Franzosen wählen in neu zugeschnittenen Regionen. Nach einer Reform ist das Land nun in 13 statt 22 Regionen aufgeteilt. Hinzu kommen fünf Überseeregionen, in vier davon wird ebenfalls gewählt.
dpa/rkr/km - Bild: François Lo Presti/AFP