Nach fast zehnstündigen Gefechten haben afghanische Sicherheitskräfte den Taliban-Angriff im Botschaftsviertel der Hauptstadt Kabul niedergeschlagen. Mindestens zehn Menschen kamen dabei ums Leben. Der Sprecher der Kabuler Polizei, Basir Mudschahid, sagte am Samstagmorgen, zwei Spanier, vier Polizisten sowie alle vier Angreifer seien getötet worden. Zudem wurden demnach neun Zivilisten und ein Polizist verletzt. Kämpfer der radikal-islamischen Taliban hatten am Freitagabend ein Gästehaus in dem Viertel angegriffen.
Es war der zweite große Anschlag der Extremisten in dieser Woche. Am Dienstag und Mittwoch hatten sie den zweitgrößten Flughafen des Landes in Kandahar überfallen. 61 Menschen starben, darunter die elf Angreifer. Am Mittwoch brachten sie zudem einen Distrikt in der Provinz Helmand unter ihre Kontrolle. Der Vormarsch und die Anschläge ereigneten sich inmitten neuer Friedensbemühungen des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani.
Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy teilte am Freitagabend mit, ein spanischer Polizist sei getötet worden. Details gab er zunächst nicht bekannt. Von einem zweiten spanischen Opfer wurde aus Madrid bislang nichts bekannt. Verwirrung herrscht weiterhin um das Ziel der Attacke. Zunächst hatte das Außenministerium in Madrid bestätigt, dass der Angriff der Botschaft des Landes gegolten habe. Später dementierte Ministerpräsident Rajoy. Die spanische Botschaft arbeitet in Scherpur in mehreren Gebäuden, von denen einige auch als Gästehäuser dienen.
Wenige Stunden vor der Attacke hatte sich Präsident Ghani bei einer Pressekonferenz dafür ausgesprochen, dass Friedensgespräche mit den Taliban innerhalb weniger Wochen beginnen sollten. Er hatte sich zuletzt mit Vertretern der USA, Chinas und Pakistans darüber beraten, wie man die Islamisten an den Verhandlungstisch zurückbringen könne. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid ließ in der Nacht per Twitter verlauten: "Unsere Kämpfer zerstören den Feind und erobern Territorium im ganzen Land. Sie zum Aufgeben aufzufordern, ist Dummheit."
dpa/sh - Bild: Wakil Kohsar/AFP