Die Verhandlungen um einen Weltklimavertrag ziehen sich hin. Die UN-Klimakonferenz in Paris wurde am Freitag um einen Tag verlängert. Der Präsident der Konferenz, Frankreichs Außenminister Laurent Fabius, sagte: "Das ist wie ein Marathon. Es sind die letzten Meter, die am schwierigsten sind." Er blieb aber zuversichtlich: "Die Dinge sind auf dem richtigen Weg."
Fabius wollte nun doch nicht wie geplant noch am Freitagabend, sondern erst am Samstagmorgen eine endgültige Version des neuen Klimavertrages vorlegen. Dieser könnte gegen Mittag angenommen werden.
In einigen Punkten gibt es bereits provisorisches Einverständnis, zum Beispiel für das langfristige Klimaschutzziel: Die 196 Verhandlungspartner würden sich demnach verpflichten, die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen. Versucht werden soll sogar, unter 1,5 Grad zu bleiben. Das fordern vom steigenden Meeresspiegel bedrohte Inselstaaten. Diese Regelung ist im jüngsten Textentwurf vom Donnerstagabend festgehalten.
Uneinigkeit herrscht aber noch darüber, wie dieses Ziel erreicht werden soll. So ist unklar, wie die Staaten ihre nationalen Klimaschutzanstrengungen in Zukunft nachbessern werden. Mit den bisher zugesagten Maßnahmen würde die Temperatur auf der Erde um etwa 2,7 Grad steigen. "Was fehlt ist ein Mechanismus, der Klimaziele ausreichend in die Höhe treibt", sagte Jan Kowalzig von Oxfam.
Überprüfung und Nachbesserung alle fünf Jahre
Die EU pocht auf eine Überprüfung und falls nötig Nachbesserung alle fünf Jahre. "Ohne Fünf-Jahres-Zyklen ist das Abkommen bedeutungslos", hatte EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete beharrt. Staaten wie Indien und China haben hier aber Bedenken.
Umweltschützer kritisierten, dass der Entwurf vom Abend keinen expliziten Hinweis auf den Ausstieg aus den fossilen Energien Kohle, Öl und Gas enthält. Die G7-Staaten hatten die sogenannte Dekarbonisierung im Sommer in Elmau als Ziel definiert. Im Entwurf für das Klimaschutzabkommen ist nun von Emissionsneutralität die Rede. Das bedeutet, dass in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts netto nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden dürfen als auch wieder eingefangen werden - zum Beispiel durch die Pflanzung zusätzlicher Bäume.
"Die neue Begrifflichkeit ändert aber nichts an der Grundausrichtung, dass wir uns gerade in Industrieländern schnell von Kohle, Öl und Gas verabschieden müssen, wenn der Vertrag zugleich das 1,5-Grad-Limit globaler Erwärmung als angestrebte Zielmarke vorgibt", sagte Regine Günther vom WWF.
Auf der Suche nach Lösungen griffen derweil auch die Staats- und Regierungschefs beteiligter Länder zum Telefon. In der Nacht habe US-Präsident Barack Obama sowohl mit Frankreichs Präsidenten François Hollande und der Führung in Peking telefoniert, sagte Hollandes Klimabotschafter Nicolas Hulot am Freitagmorgen.
Die Verlängerung der Konferenz war von vielen Beobachtern erwartet worden. Fast alle bisherigen UN-Klimakonferenzen dauerten länger als geplant, so etwa die Konferenzen in Kyoto, Kopenhagen und Durban. Schmerzhafte Zugeständnisse machen die Beteiligten bei internationalen Verhandlungen, wenn überhaupt, erst in letzter Minute. Die Beratungen in großer Runde sollten in Le Bourget bei Paris am Nachmittag ab 15 Uhr fortgesetzt werden.
dpa/sh/km - Bild: Dominique Faget/AFP