Die Nato kommt Aufforderungen der Türkei nach einer stärkeren militärischen Unterstützung im Bereich der Luftabwehr nach. "Wir werden an weiteren Maßnahmen arbeiten, um die Sicherheit der Türkei zu gewährleisten", sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag kurz vor Beginn eines Außenministertreffens in Brüssel.
Er betonte allerdings, dass die Entscheidung bereits vor der jüngsten Eskalation der Spannungen zwischen der Türkei und Russland getroffen worden sei. Dazu war es in der vergangenen Woche gekommen, als die türkische Luftwaffe im türkisch-syrischen Grenzgebiet ein russisches Kampfflugzeug abschoss.
Wie die Nato-Präsenz im Süden gestärkt werden soll, ist nach Angaben von Stoltenberg noch nicht endgültig entschieden. Er verwies unter anderem darauf, dass Deutschland jüngst für die Nato-Marinekräfte eine Fregatte zur Verfügung gestellt habe, die bereits im östlichen Mittelmeer unterwegs sei. Zudem wollten die Briten einige Kampfflugzeuge zur Verfügung stellen.
Bereits jetzt haben die USA im Rahmen eines bilateralen Abkommens Abfangjäger in der Türkei stationiert, um die Luftabwehr des Landes zu stärken. "Ich erwarte, dass weitere Alliierte zusätzliche Zusagen machen und wir innerhalb weniger Wochen Entscheidungen zu den Sicherungsmaßnahmen für die Türkei treffen können", sagte Stoltenberg am Dienstag. Die USA und Deutschland hatten eigentlich geplant, ihre militärische Unterstützung für die Türkei zurückzufahren und im Sommer den Abzug ihrer Patriot-Raketenabwehrsysteme eingeleitet. Derzeit ist nur noch eine spanische Patriot-Batterie einsatzbereit.
Bereits beim Nato-Verteidigungsministertreffen im Oktober hatte Nato-Generalsekretär Stoltenberg klargemacht, dass die Nato bei Bedarf sogar Truppen zum Schutz des Bündnisgebietes in die Türkei schicken würde. "Die Türkei ist ein sehr starker Partner, aber die Nato ist natürlich immer bereit zu verstärken und zu unterstützen", sagte er damals. Der türkische Verteidigungsminister Vecdi Gönül bat damals aber konkret um Unterstützung bei der Luftabwehr.
Als Hintergrund gilt das militärische Eingreifen Russlands in den Syrien-Konflikt. Dieses wird von der Regierung in Ankara sehr kritisch gesehen, da Russland im Gegensatz zu der US-geführten Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat gleichzeitig auch den syrischen Machthaber Baschar al-Assad unterstützt. Die Türkei wirft Russland unter anderem vor, auch die in der Grenzregion lebende Turkmenen zu bombardieren. Die Türkei versteht sich als Schutzmacht dieser Minderheit.
dpa/rkr/km