Die Anti-Terror-Aktion in Saint-Denis bei Paris ist nach rund sieben Stunden beendet. Bei dem Polizeieinsatz gegen die Drahtzieher der Terroranschläge von Paris hat es mindestens zwei Tote gegeben. Eine Frau sprengte sich selbst in die Luft, als die Spezialkräfte eine Wohnung stürmten. Außerdem wurde ein Mann durch Schüsse getötet. Drei Männer, die sich ebenfalls verschanzt hatten, wurden laut Staatsanwaltschaft nach heftigen Schusswechseln festgenommen, zwei weitere Verdächtige in der Nähe. Insgesamt soll es nach Medienberichten sieben Festnahmen gegeben haben. Bei dem Einsatz fielen auch Schüsse, fünf Polizisten wurden leicht verletzt. Einen solchen Einsatz – mitten in einem Wohngebiet – hätten die Sondereinheiten der Polizei noch nie gehabt, sagte der französische Innenminister. Für ihren Mut sprach Bernard Cazeneuve den Beamten ein großes Lob aus.
Der Einsatz, der um 4:20 Uhr begann, war gegen den aus Molenbeek bei Brüssel stammenden Islamisten Abdelhamid Abaaoud gerichtet. Er gilt als Drahtzieher der Anschläge von Paris, bei denen insgesamt 129 Menschen ums Leben kamen. Der 28-Jährige wird auch als Kopf der Vervierser Terrorzelle betrachtet. Abdelhamid Abaaoud soll sich aber nicht unter den Festgenommenen befinden. Neben dem weiter flüchtigen Salah Abdeslam aus Molenbeek gilt Abaaoud - ebenfalls in der Brüsseler Problemgemeinde aufgewachsen - als der meist gesuchte Mann in Europa. Bislang dachte man aber, er hält sich in Syrien auf. Sollte er tatsächlich in Paris sein, würde das die westlichen Geheimdienste vor ein großes Problem stellen. Wie konnte Abaaoud offenbar völlig unbemerkt nach Europa einreisen?
Die Nachrichtenagentur AFP berichtete, die Polizei habe auch den angeblichen Mieter der Wohnung festgenommen. Der Mann gab im Gespräch mit Journalisten an, zwei Personen beherbergt zu haben, die aus Belgien gekommen seien. Ein Polizeisprecher wollte zunächst keine Angaben zu der Operation der Spezialkräfte machen.
Im Vorfeld des Einsatzes von Spezialkräften der französischen Polizei habe es eine enge Konsultation zwischen belgischen und französischen Nachrichtendiensten gegeben, erklärte Justizminister Koen Geens im VRT-Fernsehen. Es habe deutliche Hinweise gegeben, die ein rasches Handeln erforderten.
Der Einsatz spielte sich im Zentrum des nördlichen Pariser Vororts Saint-Denis ab, das nur etwa eineinhalb Kilometer vom Stade de France entfernt liegt. Die Gegend wurde weiträumig abgeriegelt, in der Luft waren Hubschrauber zu hören. Schulen in der Umgebung blieben geschlossen, auch Metro, Busse und Straßenbahnen fuhren nicht.
Für Frankreichs Präsident François Hollande handelt es sich um Terroristen, die allesamt in Verbindung mit den Attentätern von Paris standen.
Die französischen Ermittler haben alle 129 Todesopfer der Terroranschläge von Paris identifiziert. Bis Ende der Woche sollten auch alle Autopsien abgeschlossen sein, teilte der Élyséepalast in seiner Zusammenfassung der Kabinettssitzung in Paris mit. Jeweils nach der Autopsie stelle die Staatsanwaltschaft die nötigen Papiere für die Beisetzung der Toten aus.
dpa/alk/cd/rkr - Bild: Lionel Bonaventure (afp)