Die beispiellosen Anschläge von Paris sind nach Einschätzung des französischen Präsidenten François Hollande ein "Kriegsakt" der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Gut zwölf Stunden nach der grausamen Terrorserie mit mindestens 128 unschuldigen Todesopfern machte Hollande nach einer Sitzung seines Sicherheitskabinetts am Samstag das radikal-islamische Netzwerk verantwortlich. Hollande rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Schon in der Nacht hatte er den Ausnahmezustand verhängt und die Grenzkontrollen verstärken lassen.
Am Samstag tauchte im Internet eine zunächst nicht verifizierbare Erklärung auf, in der sich der IS zu den Anschlägen bekannte. "Eine treue Gruppe der Armee des Kalifats (...) griff die Hauptstadt der Unzucht und Laster an", hieß es in der Botschaft im Namen des IS. Darin wird Frankreich mit weiteren Anschlägen gedroht. "Dieser Überfall ist nur der erste Tropfen Regen und eine Warnung [...]", hieß es in der im Internet kursierenden Botschaft im Namen des IS.
"Was sich gestern ereignet hat, ist ein Kriegsakt, und dem gegenüber muss das Land die angemessenen Entscheidungen treffen", sagte Hollande in Paris. Die Tat sei "von außerhalb" geplant worden. Ermittlungen sollten nun die Beteiligung von Mittätern in Frankreich klären. "Alle Maßnahmen sind getroffen worden, um unsere Mitbürger und unser Staatsgebiet zu schützen." Auch viele andere Staats- und Regierungschefs in aller Welt richteten sich auf einen massiven und langwierigen Kampf gegen den Terror ein.
Bei mehreren nahezu gleichzeitigen Terrorattacken von mindestens acht Tätern waren am Freitagabend in Paris nach jüngsten Angaben 128 Menschen getötet worden. Rund 250 wurden verletzt, viele davon schwer, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Justizquellen berichtete. Damit handelt es sich um die schlimmste Terrorserie in Europa seit mehr als zehn Jahren. Im März 2004 waren bei mehreren Anschlägen auf Züge in Madrid 191 Menschen getötet und annähernd 2000 verletzt worden - auch diese Anschläge gingen auf das Konto islamistischer Terroristen.
Die Attentäter schossen am Freitagabend an verschiedenen Orten der französischen Hauptstadt wild um sich und zündeten mehrere Bomben. Allein in der Konzerthalle "Bataclan" richteten sie ein Massaker mit mindestens 80 Toten an. Vier Tote gab es in der Nähe des Stadions Stade de France, wo gerade das Fußball-Länderspiel Frankreich gegen Deutschland stattfand. Die Anschläge ereigneten sich nur zehn Monate nach dem Attentat auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" in Paris.
US-Präsident Obama verurteilte die Anschläge als "abscheulichen Versuch", die Welt zu terrorisieren. "Wir werden tun, was immer auch getan werden muss, um diese Terroristen zur Verantwortung zu ziehen." Er bekräftigte sein Angebot, Frankreichs Behörden behilflich zu sein. Der Iran verurteilte die Angriffe scharf und erklärte seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terror. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sagte zu, sein Land wolle eng mit der internationalen Gemeinschaft gegen den Terror zusammenarbeiten.
dpa/km - Bild: François Guillot/AFP