Eineinhalb Jahre nach der "Sewol"-Schiffskatastrophe mit mehr als 300 Toten hat ein Gericht in Südkorea in letzter Instanz die Verurteilung des Kapitäns wegen Mordes bestätigt. Der 70-jährige Lee Jun Seok war im April zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Lee habe das Schiff vorzeitig verlassen und die Sicherheit der Passagiere ignoriert, sagte der Richter des Obersten Gerichts am Donnerstag. Durch die komplette Vernachlässigung seiner Pflichten habe er die Reisegäste quasi ertrinken lassen, wurde der Richter von der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert.
Offiziell kamen 295 Menschen beim Untergang der "Sewol" vor der Südwestküste des Landes am 16. April 2014 ums Leben, 9 gelten als vermisst. Die meisten Opfer waren Schüler auf einem Ausflug. An Bord befanden sich 476 Menschen, als die Auto- und Personenfähre kenterte. Wie Ermittler später herausfanden, war das Schiff überladen.
Lee hatte sich während des Hauptverfahrens dafür entschuldigt, sich als einer der Ersten gerettet zu haben. Er habe vorher einen Evakuierungsbefehl gegeben. Überlebende hatten jedoch ausgesagt, sie seien über Lautsprecher mehrmals aufgefordert worden, an Bord des sinkenden Schiffs zu bleiben, bis Rettungskräfte eintreffen würden.
Wenn Lee die Evakuierung früher angeordnet hätte, hätte die Mehrheit der Insassen gerettet werden können, sagte der Richter am Donnerstag. Das Gericht bestätigte nach Berichten des südkoreanischen Fernsehens auch die Verurteilung von 14 weiteren Mitgliedern der Besatzung. Sie müssen Haftstrafen zwischen 18 Monaten bis 12 Jahren verbüßen.
Die Regierung, die wegen des Unglücks stark unter Druck gekommen war, hatte im Frühjahr die Bergung des Wracks beschlossen. Die Aktion soll bis zum nächsten Sommer abgeschlossen werden. Insbesondere die betroffenen Familien hatten den Behörden vorgeworfen, nicht genug für die Rettung der Insassen getan zu haben. Der Untergang war eine der schlimmsten Katastrophen in Südkorea in Friedenszeiten.
dpa/jp/mg - Archivbild: Wonsuk Choi (afp)