Die extrem schleppende Umverteilung bereits eingereister Asylbewerber in Europa beschäftigt am Montag die EU-Innenminister. Bei ihrem Sondertreffen in Brüssel geht es um neue Zusagen und die Umsetzung von Beschlüssen, die schon vor mehr als sechs Wochen gemacht wurden. Die EU-Kommission pocht auf mehr Tempo. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn warnt angesichts der Flüchtlingskrise vor einem Zerfall der Europäischen Union und einer Wiedereinführung von Grenzkontrollen zwischen den EU-Staaten.
Die umstrittene Umverteilung von 160.000 eingereisten Flüchtlingen innerhalb Europas stockt: Bislang sind kaum mehr als 130 von ihnen umverteilt worden. Von der Regelung will nun - als drittes Land nach Italien und Griechenland - auch Schweden profitieren, dass relativ gesehen die meisten Asylbewerber aufnimmt. Andere EU-Staaten müssten dann bereits eingereiste Asylsuchende aus Schweden übernehmen.
Auch die stockende Finanzierung der EU-Hilfsfonds für Afrika, Syrien und für humanitäre Hilfe wird in Brüssel zur Sprache kommen. Die EU-Staaten hatten Milliardensummen in Aussicht gestellt, allerdings bleiben auch hier die Zusagen weit dahinter zurück. Ein weiteres Thema ist die Kooperation mit der Türkei als wichtigstem Transitland in der Flüchtlingsfrage.
Asselborn sprach von einer "sehr, sehr kritischen Situation" in Europa. "Die Europäische Union kann auseinanderbrechen. Das kann unheimlich schnell gehen, wenn Abschottung statt Solidarität nach innen wie nach außen die Regel wird", sagte der luxemburgische Außenminister der Deutschen Presse-Agentur. "Dieser falsche Nationalismus kann zu einem richtigen Krieg führen."
Tausende Flüchtlinge erreichen griechisch-mazedonische Grenze
Nach dem Ende eines viertägigen Fährenstreiks in Griechenland haben am Wochenende und am Montagmorgen mehr als 10.000 Flüchtlinge die griechisch-mazedonische Grenze erreicht. Tausende harrten am Montagmorgen am Eisenbahnübergang Idomeni-Gevgelija auf der griechischen Seite aus. Mazedonien lässt die Menschen in Gruppen von jeweils rund 50 Menschen über die Grenze. Damit entstehe auf der griechischen Seite ein großer Andrang, berichteten griechische Medien. Zudem seien weitere Flüchtlinge auf dem Weg von den griechischen Häfen Piräus und Kavala zu dem Grenzübergang, meldete das griechische Staatsfernsehen.
Der Fährenstreik in Griechenland war vergangenen Freitag zu Ende gegangen. Seitdem seien nach Schätzungen der Küstenwache an Bord von mehreren Fähren mehr als 15.000 Migranten und Flüchtlinge von den Inseln der Ostägäis zum Festland gekommen. Auch am Montag wurden mehr als 5000 Migranten in Piräus erwartet. In ihrer Mehrheit stammen sie aus Syrien und wollen weiter nach West- und Nordeuropa.
dpa/sh/sr