Nach dem Ende des Fährenstreiks in Griechenland müssen sich die Staaten entlang der Balkanroute auf einen Andrang von Flüchtlingen einstellen. Im Athener Hafen Piräus trafen der griechischen Küstenwache zufolge allein bis Sonntagmittag mehr als 11.500 Menschen ein, die innerhalb der nächsten Tage weiterreisen werden.
Während des Fährstreiks der vergangenen Woche hatte sich in Griechenland die Zahl der Flüchtlinge auf den Inseln der Ostägäis auf etwa 25.000 Menschen erhöht. Sie saßen dort bis Streikende am Freitag fest.
Um der wachsenden Zahl von Flüchtlingen Herr zu werden, will Slowenien seine Grenzen stärker schützen. "Wenn sich die Situation in den kommenden Tagen nicht deutlich verändert, werden wir die Kontrolle wahrscheinlich mit Hilfe von technischen Barrieren erhöhen", sagte Premierminister Miro Cerar der Tageszeitung "Vecer" (Samstag). Zu den möglichen Grenzschutzmaßnahmen gehöre ein Zaun, "wenn nötig", eine erhöhte Polizeipräsenz oder gar das Militär.
Mit seinen zwei Millionen Einwohnern ist Slowenien das kleinste Land auf der Balkanroute. Täglich reisen im Schnitt rund 7.000 Menschen in das Transitland ein. Zwar verzeichnete Slowenien als Transferland Medienberichten zufolge am Samstag lediglich die Einreise von 1.700 Flüchtlingen, während sonst täglich bis zu 7.000 Menschen über die Grenze kamen; das aber war offensichtlich dem Fährstreik in Griechenland geschuldet.
"In den nächsten zehn Tagen könnten bis zu 100.000 Flüchtlinge kommen. Das können wir nicht stemmen", sagte Cerar. "Zum jetzigen Zeitpunkt gilt die erste Verantwortung unseren eigenen Bürgern." Slowenien wurde eine Station auf der Balkanroute, nachdem Ungarn am 17. Oktober seine Grenze zu Kroatien geschlossen hatte. Seitdem sind mehr als 157.000 Flüchtlinge in Slowenien registriert worden. 5.600 erreichten das Land am Freitag.
Weiterhin setzen wegen des guten Wetters griechischen Medien zufolge täglich unzählige Schlauchboote von der Türkei zu den griechischen Inseln über. Allein am Samstag haben demnach rund 5.000 Flüchtlinge die Insel Lesbos erreicht.
Einen Tag nach Gesprächen mit der EU setzte Pakistan ein Rücknahmeabkommen für Flüchtlinge mit der Europäischen Union vorübergehend aus. Innenminister Chaudhry Nisar Khan warf den EU-Ländern am späten Freitagabend "offenkundigen Missbrauch" vor. Oft würden Pakistaner ohne genauere Prüfung als Terroristen gebrandmarkt und zurückgeschickt. "Das ist nicht akzeptabel", sagte Khan. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte in Brüssel, es gebe bisher keine offizielle Bestätigung aus Islamabad.
Die EU hatte erst am Donnerstag bei einem Ministertreffen von 51 europäischen und asiatischen Staaten signalisiert, sie wolle Migranten aus Pakistan leichter zurückschicken können. EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte in Luxemburg von "sehr positiven" Signalen der pakistanischen Seite berichtet.
Der pakistanische Innenminister sagte nun, das seit fünf Jahren bestehende Abkommen werde mit allen EU-Ländern mit Ausnahme Großbritanniens ausgesetzt. Flugzeuge mit abgeschobenen Migranten dürften in Zukunft nicht mehr in Pakistan landen.
Tausende Pakistaner nehmen jedes Jahr in der Hoffnung auf ein besseres Leben die gefährliche Route über den Iran und die Türkei nach Europa auf sich. Khan sagte, alleine im vergangenen Jahr seien weltweit 90.000 Pakistaner in ihr Heimatland zurückgeschickt worden.
dpa/okr - Bild: Aris Messinis