Der vermisste sechsjährige Elias aus Potsdam wurde vom selben Mann getötet wie der vierjährige Flüchtlingsjunge Mohamed. Ein 32-jähriger Wachmann aus Brandenburg gestand die Taten, wie Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in Berlin sagten. Der mutmaßliche Doppelmörder räumte demnach auch ein, Mohamed sexuell missbraucht zu haben. Was Elias betrifft, sei er bei der Vernehmung "sehr wortkarg" gewesen.
Die Brandenburger Polizei fand am Freitagnachmittag bei der Suche nach Elias offenbar eine Leiche. Beobachter berichteten, wie eine Roll-Bahre mit einem blauen Leichensack von einem Kleingartengrundstück in Luckenwalde in Südbrandenburg gebracht wurde. Dort habe er Elias Leiche vergraben, hatte der mutmaßliche Mörder ausgesagt und eine genaue Stelle skizziert. Ob in dem Leichensack tatsächlich die sterblichen Überreste von Elias lagen, war zunächst unklar.
Der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Christoph Lange, wollte nicht bestätigen, dass eine Leiche entdeckt wurde. "Es ist etwas gefunden worden, ich kann aber nicht sagen was", sagte Lange. Es müssten die gerichtsmedizinischen Untersuchungen abgewartet werden. Vor Montag sei nicht mit einem Ergebnis zu rechnen.
Der sechsjährige Elias wurde Anfang Juli in Potsdam zuletzt beim Spielen gesehen und verschwand dann.
Der tote Mohamed, der am 1. Oktober vor dem für Flüchtlinge zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Berlin verschwand, war am Donnerstag gefunden worden. Die Obduktion dauerte den Angaben zufolge acht Stunden. Oberstaatsanwalt Michael von Hagen sprach von "stumpfer Gewalt gegen den Hals" als Todesursache. Der mutmaßliche Täter habe nach eigener Aussage das Kind mit einem Gürtel erdrosselt - weil es "gequengelt und gemault" habe und er Angst vor Entdeckung hatte, nachdem er den Jungen missbraucht hatte.
Der 32-Jährige, der als Wachmann in Brandenburg arbeitete, deutete bei seiner Vernehmung an, auch den Erstklässler Elias kurz nach der Entführung getötet zu haben. Polizisten mit Spürhunden suchten am Freitag noch das Wohnhaus des mutmaßlichen Mörders von Mohamed und Elias im brandenburgischen Niedergörsdorf ab, in dem auch die Eltern des Verdächtigen leben. Auch der Garten sollte untersucht werden.
In das Haus seiner Eltern soll der Mörder Mohamed direkt nach dessen Entführung gebracht haben. "Es ist dort im Verlauf des Abends, der Nacht und auch des folgenden Vormittags auch zu sexuellen Handlungen an dem Kind gekommen", sagte von Hagen. Nach der Ermordung des Jungen habe der 32-Jährige die Leiche in eine Wanne auf den Dachboden gelegt und sie später mit Katzenstreu gegen den drohenden Geruch bedeckt.
Am Tag der Festnahme fuhr der Mann noch mit dem Auto herum. Der Oberstaatsanwalt sagte: "Das hatte aus seiner Sicht einen ganz profanen Grund, weil er noch ein Geschenk für seine Cousine kaufen musste." Zuhause, wo ihn bereits die Polizei erwartete, habe er dann ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Mohameds Leiche wurde im Auto des Verdächtigen gefunden. Er hatte sie zuvor vom Dachboden geholt.
Die Fahnder gehen davon aus, dass der 32-jährige Mann ein Einzeltäter war. Polizeilich sei er "ein unbeschriebenes Blatt" gewesen. Seine Mutter hatte ihn auf den Fahndungsfotos der Polizei erkannt und der Polizei den entscheidenden Hinweis gegeben.
Der Verdächtige wollte nach eigener Aussage am Lageso angeblich "Gutes tun" und Dinge wie Plüschtiere spenden. Dabei sei er auf Mohamed gestoßen.
Noch am Freitag sollte auf Antrag der Berliner Staatsanwaltschaft von einem Richter ein Haftbefehl wegen Mordes an Mohamed ausgestellt werden. Der mutmaßliche Täter kommt dann in das Untersuchungsgefängnis in Moabit.
Die Potsdamer Staatsanwaltschaft wird in den nächsten Tagen einen Haftbefehl wegen des Mordes an Elias beantragen. Die Staatsanwaltschaften in Berlin und Brandenburg einigten sich bereits darauf, dass das gesamte Verfahren im Lauf der kommenden Woche nach Brandenburg verlagert wird. Dort geschahen beide Morde und eine Entführung. Der Verdächtige wird dann auch von Berlin nach Brandenburg verlegt.
dpa/fs - Bild: Tobias Schwarz (afp)