Der Skandal um manipulierte Abgaswerte hat dem VW-Konzern den ersten Quartalsverlust seit mehr als 20 Jahren eingebrockt. Die tiefroten Zahlen zwingen die Wolfsburger zum Kappen ihrer Jahresziele. Vor Zinsen und Steuern steht ein Minus von rund 3,5 Milliarden Euro. Auch unter dem Strich ist das Ergebnis mit minus 1,7 Milliarden Euro tief rot. Das teilte Volkswagen heute mit.
«Wir werden alles daran setzen, verloren gegangenes Vertrauen wieder zu gewinnen», sagte VW-Konzernchef Matthias Müller.
Die zentrale Erklärung für den milliardenschweren Verlust sind rund 6,7 Milliarden Euro hohe Rückstellungen für die Folgen des Skandals. Jedoch steckt in der Bilanz auch ein positives Gegengewicht: Die Wolfsburger hatten sich im Sommer endgültig vom früheren Partner Suzuki getrennt. Durch den Verkauf der gehaltenen Suzuki-Anteile konnte VW 1,5 Milliarden Euro als positiven Sondereffekt im Finanzergebnis verbuchen und somit die Diesel-Folgen ein wenig lindern.
China-Geschäft verhindert noch schlechtere Zahlen
Die Erklärung dafür, dass die Zahlen beim Nachsteuerergebnis nicht noch schlechter ausfielen, liegt in der Besonderheit des China-Geschäftes bei den Wolfsburgern. Da Volkswagen im Reich der Mitte mit Partnern unterwegs ist, behandeln die Buchhalter die Gewinne von dort nur wie eine Art Beteiligung. Daher fließt der Ertrag ins Finanzergebnis und taucht somit vor Zinsen und Steuern noch gar nicht auf.
Im September hatte der VW-Konzern eingestanden, bei Abgas-Tests auf dem Prüfstand mithilfe einer Software die Ergebnisse für Dieselwagen manipuliert zu haben. Die Software erkennt, wenn ein Auto gerade auf dem Prüfstand gestestet wird und schaltet den Motor dann in einen Modus um, in dem er deutlich weniger Stickoxide ausstößt. Weltweit geht es um etwa 11 Millionen Autos der Konzernmarken VW-Pkw, VW-Nutzfahrzeuge, Audi, Seat und Skoda.
Allein in Deutschland müssen 2,4 Millionen Diesel in die Werkstatt zurückbeordert werden. Diese Aktion soll im Januar beginnen. EU-weit sind rund 8,5 Millionen Fahrzeuge betroffen. Neben Ausgaben für Rückrufe drohen noch größere Kosten, etwa für Klagen und möglichen Schadenersatz.
dpa/cd - Bild: Odd Andersen (afp)