Die mit Spannung erwartete Bischofssynode in Rom hat sich für eine vorsichtige Öffnung in strittigen Fragen ausgesprochen, Hoffnungen auf radikale Reformen aber gedämpft. Das mit notwendiger Zweidrittel-Mehrheit verabschiedete Abschlussdokument macht wiederverheirateten Geschiedenen vage Hoffnung auf eine Zulassung zur Kommunion und regt eine Unterscheidung in Einzelfällen an, ohne konkrete Schritte vorzuschlagen. Die deutschen Bischöfe werteten den Text als Erfolg, während von anderer Seite auch Kritik kam.
"Es war anstrengend, aber es war ein wahres Geschenk Gottes, das sicherlich viele Früchte bringen wird", sagte Papst Franziskus, der das dreiwöchige Treffen am Sonntag mit einer Messe im Petersdom beendete. "Das Wort "Synode" bedeutet, "gemeinsam gehen". Und das, was wir erlebt haben, war die Erfahrung einer Kirche auf dem Weg." Er rief die Synodenväter auf, den gemeinsamen Weg weiterzugehen. Mit Spannung wird nun erwartet, welche Entscheidungen der Argentinier in Zukunft auf Basis der Synodenempfehlungen umsetzen wird.
Zu den Abschnitten zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen im Abschlussdokument der Synode gab es den größten Widerstand. Die Passage, die für mehr Offenheit und eine Unterscheidung der Umstände plädiert, bekam 178 Ja-Stimmen und damit nur eine mehr als die 177 für eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendigen.
"Ich bin sehr glücklich, dass wir einen Schritt vorangekommen sind", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. "Es sind keine Türen geschlossen worden, sondern es sind Türen geöffnet worden." Das Abschlussdokument habe einen Ton der Begleitung. "Für die gesamte Kirche ist das ein riesiger Schritt."
Die Zulassung Wiederverheirateter zur Kommunion war eines der viel diskutierten Themen bei der Synode. Viele Gläubige wünschen sich hier mehr Offenheit der Kirche und leiden unter dem Ausschluss. Was sich für sie nun konkret ändern könnte, blieb jedoch offen. "Sie werden in dem Dokument keine direkte Antwort darauf finden. Das ist auch gewollt", sagte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Es sei nicht Aufgabe der Synode, einen Handzettel zur Verfügung zu stellen.
Bei der Vorbereitungssynode im vergangenen Jahr hatten die Teilnehmer bei den umstrittenen Themen keinen Konsens gefunden, weshalb einige die vorsichtige Öffnung in diesem Jahr schon als Erfolg betrachten. Die Synode habe die katholische Kirche verändert, lobte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück.
Für Enttäuschung sorgte, dass der Bericht das brisante Thema des Umgangs mit Homosexuellen weitgehend ausklammert. Es wird lediglich auf die Begleitung von Familien mit homosexuellen Mitgliedern eingegangen und erklärt, Homosexuelle müssten angenommen und respektiert werden. Der innen- und religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, kritisierte die Synode als "herbe Enttäuschung".
Nach Ansicht des Vatikan-Experten Uwe Karsten Plisch vom ökumenischen Netzwerk "Kirche von unten" ist der Abschlussbericht "das vorhersehbare und erwartbare Ergebnis". "Wenn man so will ein kleiner Trippelschritt nach vorne", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Wirkliche Durchbrüche habe es allerdings nicht gegeben.
Das Ende der Synode bedeute nicht, dass alle Fragen rund um die Familie abgeschlossen seien, sagte Papst Franziskus. "Die Erfahrung der Synode hat uns auch besser verstehen lassen, dass die wahren Verteidiger der Lehre nicht diejenigen sind, die den Buchstaben verteidigen, sondern den Geist." Die erste Pflicht der Kirche sei es nicht, zu verurteilen, sondern die Barmherzigkeit zu verkünden.
dpa/fs - Bild: Andreas Solaro (afp)