Mehrere tausend Menschen haben am Samstagabend in Tel Aviv für eine Gesprächslösung im israelisch-palästinensischen Konflikt demonstriert. Nach israelischen Medienangaben kritisierten die Protestierenden auch die Politik der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Netanjahu bekräftigte unterdessen, dass Israel den Status quo für den Tempelberg in Jerusalem respektieren werde. "Israel wird weiterhin seine langjährige Politik durchsetzen: Muslime beten auf dem Tempelberg, Nicht-Muslime besuchen den Tempelberg", hieß es in der am späten Samstagabend nur in Englisch verbreiteten Mitteilung des Amtes des Ministerpräsidenten.
Ein Streit um Besuchs- und Gebetsrechte von Juden und Muslimen auf dem Tempelberg mit den islamischen Heiligtümern Felsendom und Al-Aksa-Moschee gilt als ein Hauptauslöser der jüngsten Gewalt, die bisher mehr als 60 Menschenleben gekostet hat.
Israel und Jordanien verständigten sich auf Maßnahmen zur Eindämmung der Gewalt im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Als "erster Schritt" solle der Tempelberg in Jerusalem rund um die Uhr mit Videokameras überwacht werden, teilte US-Außenminister John Kerry am Samstag nach Gesprächen in der jordanischen Hauptstadt Amman mit. Netanjahu habe "diesem ausgezeichneten Vorschlag" des jordanischen" Königs Abdullah zugestimmt. Jordanien hat gemäß seinem Friedensvertrag mit Israel von 1994 die Aufsicht über den Tempelberg.
"Dies wird für umfassende Sichtverhältnisse und Transparenz sorgen", sagte Kerry. Er nannte die Maßnahme einen möglichen "gamechanger" - übersetzt ein Schritt, der den Verlauf eines Ereignisses verändert. Die Kameras könnten Menschen davon abhalten, "die Unverletzlichkeit dieser heiligen Stätte zu stören".
Der "Washington Post" zufolge blieb aber zunächst unklar, inwieweit die vereinbarte Videoüberwachung wirklich einen großen Fortschritt darstellt. Der Zeitung zufolge sind bereits an den wichtigsten Stellen mehr als 300 von Israel betriebene Kameras installiert.
Kerry war am Donnerstag in Berlin mit dem israelischen Regierungschef zusammengetroffen und hatte sich danach "verhalten ermutigt" über Möglichkeiten zur Eindämmung der Gewalt geäußert. Am Samstag kam Kerry in Amman mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und König Abdullah zusammen.
dpa/rkr - Bild: Jack Guez (afp)